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Stuttgart 21

Die ernsthafte Diskussion/Berichterstattung über Stuttgart 21 hat sich vor wenigen Stunden erledigt.

Gewonnen hat das Echtzeitweb mit Videos von weinenden Schülern und dem Bild eines Mannes dem der Wasserwerfer ein Auge entfernt hat. Das hier hier offensichtlich etwas böse schief gelaufen ist sollte jedem klar sein. So sollte niemals das Ergebnis eines (friedlich geplanten) Protestes aussehen, bei dem die Fällung von Bäumen verhindert werden soll. Wie auch immer die Analysen in den nächsten Stunden aussehen werden, die Polizei hat auf jeden Fall verloren – egal ob dafür jemand von Oben seinen Kopf hinhalten muss und die Meinung im Nachhinein in die andere Richtung kippt.

Immer wenn ich diese Berichte und Blogeinträge lese die laut „Polizeigewalt“ schreien, versuche ich mir immer im Geiste die Situation aus allen Perspektiven vorzustellen. Die Anwesenheit vermummten Randalierer lässt vieles im anderen Licht erscheinen. Die aktuell verfügbaren Fotos haben den Trend im Netz vorgegeben. Wenn schon 1000 Leute auf den Like-Button geklickt haben, geht jede Relativierung im Schwarm unter. Wobei „Like“ in diesem Fall ja vor Sarkasmus nur so trieft.

So gerne ich in solchen Situation die eigentliche undurchsichtige Sachlage ausblende, um aus einer neutralen Position nur noch die Abfolge der Äußerungen und das Hin- und Herkippen der öffentlichen Meinung beobachte, liegt es in Anbetracht solcher brachialer Momentaufnahmen jenseits des menschlich Machbaren. Diese Schlacht hat die Exekutive mit dem ersten Blogeintrag bzw. Tweet bereits verloren.

Visitenkarten mit „Müller/Meier/Schulz, Bereitschaftspolizei“ würde ich die nächsten Tagen lieber nicht auf Afterwork-Partys verteilen.

Amoklauf in Emsdetten

Jeden Tag laufen so viele Gewalttaten und Katastrophen durch die Listen der Nachrichtenseiten. Der Amoklauf des Sebastian B. wäre von mir wahrscheinlich nur am Rande zu Kenntnis genommen worden. Als dann aber nach wenigen Stunden die allwissenden Kommentatoren (Politiker, Journalisten, …) als einzige Auslöser wieder einmal die Computerspiele an die Wand stellten, hab ich mir das ganze doch mal genauer angesehen.

Der Täter soll Einzelgänger gewesen sein und so gut wie keine Freunde gehabt haben – höchstens einzelne Bekannte. Er bleibt mitten in seiner Selbstfindungsphase in der Schule 2x sitzen und seine Altersgenossen ziehen an ihm vorbei. Bei Mädchen gibt er nach ersten Misserfolgen auf. Er benutzt das Internet, um seine Gedanken nieder zuschreiben und sucht die Hilfe die er sich wünscht in Internetforen. Darüberhinaus hat er hat seit Kindesbeinen Zugang zu Waffen, da sein Vater ihn mit auf die Jagd nimmt. Die Wut auf seine Situation, die sich in ihm aufstaut bemerkt niemand. Er vertreibt sich seine Stunden, in dem er vor dem Pc sitzt und wie Millionen anderer Menschen auf diesem Planeten Computerspiele zockt.

Er zieht sich immer weiter zurück – sieht in seinem tristen Leben keinen anderen Sinn mehr, als sich an den Menschen zu rächen, die seiner Meinung nach für seine Situation verantwortlich sind. Er plant einen Amoklauf. In der Werkstatt seiner Eltern baut er Rohrbomben und Sprengfallen zusammen. Auch zahlreiche Waffen kann er ohne aufzufallen organisieren. Vielleicht aus dem Waffenschrank seines Vaters? An seinem letzten Tag geht er schwer bewaffnet in seine ehemalige Schule und beginnt seinen Amoklauf.

Unmittelbar nach der Tat sind sich die Verantwortlichen einig, wer die Verantwortung zu tragen hat. Nicht das soziale Gefüge, durch das Sebastian S. seit der Mittelstufe gefallen ist. Auch nicht der Umgang mit Waffen in seinen vier Wänden oder all die Menschen in seiner Umgebung, die sein Tuen in der Bombenwerkstatt nicht bemerkt oder gar ignoriert haben.

Killerspiele sind der Auslöser dieser Gewalttat!

Auch wenn ich alle obigen Details zur Zeit vielleicht ungenau, zum Teil evtl. sogar falsch in der Presse wiedergegeben werden, verstehe ich nicht, warum sich manche Menschen auf Grund dieser Informationen an einer solche Hetzjagd beteiligen und dabei alles Andere absolut vernachlässigen.

Meiner Meinung nach würden diese Leute die Probleme genauso „fest“ an der Wurzel packen, wenn sie die Musikbands (Deathmetal), die der Täter gehört hat, die schwarze Kleidung, die der Täter getragen hat und die Automarke, die der Täter gefahren hat, verbieten würde. Nämlich überhaupt nicht.

Just my 2 Cents, Christian