Ich kann aktuell nicht sagen ob die letzten zwei Jahre wie im Fluge vergangen sind oder sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Die subjektive Wahrnehmung scheint scheinbar stark von der aktuellen Situation abzuhängen, in der man sich befindet.
Wir haben in dieser langen Zeit unsere Welt auf den Kopf gestellt. Unsere erste gemeinsame Wohnung aufgegeben und nur wenige Meter entfernt eine größere Wohnung bezogen. In dieser stand für geraume Zeit ein letztes Zimmer leer, von dem wir auf Nachfrage immer behaupteten: „Wir wissen noch nicht was wir damit machen wollen. Vielleicht ein Esszimmer.“
Für unsere Umgebung wurde dann doch mit etwas Vorlauf klar, welchem Zweck dieser Abstellraum letztendlich dienen sollte. Vor vier Monaten – kurz vor Weihnachten – kamen unsere Zwillinge auf die Welt und bestimmen seitdem unser Leben.
Wir erobern uns mit Fortschritten und Rückschlägen beim Abendritual nach und nach wieder etwas persönliche Zeit zurück. Nach einem ersten Monat Elternzeit direkt nach der Geburt ist es bei mir die Arbeit in Teilzeit bzw. der Arbeitsweg, der mir Raum außerhalb der Routine eröffnet. Einen Luxus wie mir nur allzu klar ist.
Mit der aktuellen Epidemie und den Ausgangsbeschränkungen sind leider alle sozialen Kontakte ins Digitale verschoben worden und wir beschränken uns wirklich auf die notwendigsten Kontakte um den Haushalt in Gang zu halten.
Dies ist aktuell besonders deshalb ein Jammer, da unsere beiden Sonnenscheine nun ihre ersten spielerischen Übungen und auch Erfahrungen mit dem nassen Element machen sollten. Dies ist in Gesellschaft zu Altersgenossen aktuell nicht mehr möglich.
Die Großeltern werden mit einen Flut an Bildern und Videos auf dem laufenden gehalten.
Als frischgebackene Eltern wäre der persönliche Kontakt zu „Leidensgenossen“ ebenso hilfreich. Es wird spannend wie nach der Lockerung alles wieder in gewohnte Bahnen zurückfällt. Immerhin türmt sich derzeit die Welle vor Begehrlichkeiten und verpassten Gelegenheiten immer weiter auf und trifft in der Brandung auf den normalen Bedarf an Unterhaltung, Verabredungen, Freizeit und Förderung.
Vielleicht sollte man sich jetzt schon vornehmen nach dem Ende der Ausgangsbeschränkung die ersten Wochen(enden) daheim zu bleiben, während draußen die Kompensation tobt. Ich sehe überfüllte Freizeitparks und verstopfte Flaniermeilen.
So fordernd zwei Säuglinge daheim auch sind, so sehr füllen sie den Tag (bzw. meinen frühen Morgen, Nachmittag und Nacht) und vertreiben dabei jeden Anflug von Langeweile. Entweder weil sie ihre besten Seiten zeigen oder die eigene Geduld strapazieren.
In all der Ungewissheit und mit den morgendlichen Rändern unter den Augen, scheint der Jahreswechsel in weiter Ferne und doch kann ich jeden Tag überaus zufrieden beginnen und schließen.
Passt auf euch auf da draußen.