Der innere Hamster

Es schaudert mich doch etwas, wenn mein Blick auf die leeren Regale im Supermarkt fällt in denen einst die große Auswahl diverser Stärken, Weichheitsgrade und Verpackungsgrößen lagen. Natürlich hatte ich pro Kette nur genau eine präferierte Marke (nämlich die günstigste 8er in drei Lagen) die fast ohne Ausnahme in den Einkaufswagen wanderte.

Daheim sitze ich derzeit auf einem Schatz von derzeit noch 12 10 Rollen, von denen jede einzelne noch aus der Zeit VOR der Pandemie stammt – Mistgabel und Fackel könnt ihr also wieder einstecken! Eine spontane Eingebung ließ mich an einem kalten Tag im Januar oder Februar zum ersten Mal in meinem Leben zu 24 Rollen greifen. Eine Entscheidung für die ich mich damals rechtfertigen musste. 🙂

Ich habe mich in den letzten Wochen einige Male dabei erwischt, beim Einkauf von frischen Lebensmitteln einige Konserven zusätzlich in dem Einkaufswagen zu legen. Keine ganzen Kartons mit Erbsen oder Sauerkraut, aber doch zwei Dosen von diesem und eine Dose jenem, um dieses ungute Gefühl in Schach zu halten, dass die geplünderten Regale auslösen.

Ich möchte auf keinen Fall die jüngst veröffentliche Statistik zu den Hamsterkäufen als Einkaufsliste verstehen, aber mit wenig Platz im Tiefkühlfach und ohne Bedarf an alkoholischen Getränken und Tiernahrung bleiben mir nicht mehr viele Produktgruppen, um der eigenen Sorge über Versorgungsengpässe mit Spontankäufen Einhalt zu gebieten.

Wir pflegen unsere Lebensmittel in einem offenen Regal aufzubewahren. Das dient zum einen als Quelle der Inspiration beim Kochen, zum anderen findet man so keine Überraschungen unter einer dicken Schicht Weizentortillas aus dem letzten Aldi Aktionssortiment. Etwa den abgelaufenen Rotkohl, den du aus Verdruss über das verregnete Weihnachtsfest 2018 für einen Festessen-Marathon unter der Woche gekauft, dabei aber deine Langzeit-Toleranz gegenüber Rotkohl maßlos überschätzt hast. Obwohl derzeit einige Etiketten von den darüber gestapelte Konserve verdeckt sind, raubt mir kein schlechtes Gewissen den Schlaf. Mehr als 20% zusätzlich haben wir trotzdem nicht in der Wohnung und ich verkaufe auch kein 1050 Mehl für 10€ das Kilo auf Ebay.

Unsere Zwillinge sind der Grund warum ich beim Thema Babynahrung dann doch meine Nagezähne ausgefahren habe. Unter allen Eventualitäten wäre das Fehlen der Babynahrung für unseren Alltag schon sehr gravierend. Davon abgestuft könnte bereits der gezwungene Wechsel des Herstellers den häuslichen Frieden empfindlich stören. Nach kurzer Einkaufstour bei bereits leeren Platzierungen gleich zu Beginn der Krise kommen wir nun bereits drei Wochen ohne Nachkauf aus und haben ohne Zugzwang auch ein anderes Pülverchen testen können, während noch ein letzter Karton ungeöffnet auf dem Kühlschrank steht. Als Vater verschieben sich die Prioritäten.

Ob denn der nächste (vermummte) Einkauf dann der Odyssee gleicht, die ich befürchtet hatte, aber unbedingt vermeiden wollte, bleibt abzuwarten. Die Absatzlücke wie manche Hersteller von Toilettenpapier befürchten, sehe ich nicht kommen. Bei ausreichender Verfügbarkeit werde ich mir ein Notfallpaket in den Keller legen – die nächste Krise kommt bestimmt und Papier ist geduldig. Es ist ja erst April …

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