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Physik im Film Sunshine

Auf der Rückfahrt vom Kino kam die Diskussion auf, ob die dem Film zugrunde liegende Handlung einigermaßen physikalisch glaubwürdig ist. Einigen konnten wir uns darüber nicht wirklich. Ich mag es nämlich gar nicht, wenn mir ein SciFi-Film absolut lächerliche physikalische Hirngespinste serviert, die weder genauer erläutert werden, noch in die Aufmachung des Filmes passen und sich dann auch noch selber ernst nehmen. „Armagedon“ war trotz gewolltem Spassfaktor mit seinen (auf einem Asteroiden bohrenden) Ölexperten-Hobby-Astronauten schon sehr grenzwertig.

In „Sunshine“ passt dank ansprechender Präsentation alles wunderbar zusammen, auch wenn ich der Meinung bin, dass diese „Rettungsmission“ zum scheitern verurteilt ist.

Die Sonne ist im Film nicht komplett erloschen, sondern hat ihre Energieabgabe so weit reduziert, dass auf der Erde ewiger Winter herrscht und sich die Situation immer weiter verschlechtern. Die Fusion innerhalb der Sonne kommt also aufgrund einer nicht benannten Ursache langsam zum erliegen. Entweder sind die Ausgangsprodukte der Fusion nicht mehr ausreichend vorhanden oder die Rahmenbedingungen stimmen nicht mehr.

Erster Fall:
(der eigentlich erst in ~5.000.000.000 Jahren eintreten sollte [1] ) Alle leichte Materie (zB. Wasserstoff) hat sich in schwerere Materie umgewandelt, eine weitere Fusion zu noch schwereren Elementen findet nicht statt (ab dem Element „Eisen“ müsste Energie aufgebracht werden [2]) oder die leichten Elemente sind aus einem unbekannten Grund verschwunden. [3]

Zweiter Fall:
Der Gravitationsdruck im Zusammenspiel mit der fortlaufend entstehenden Energie der Fusion reichen nicht aus, um die Fusion weiter in Gang zu halten.

Was auch immer die Ursache ist, die Mission will das restliche spaltbare Material der Erde in der Sonne zur Detonation bringen, um die Fusion wieder neu anzufachen. Eine Kernspaltung von schweren radioaktiven Elementen soll es also richten.

Die Sonne wüsste im ersten Fall nicht viel mit dem Paket anzufangen. Es wird weder neues fusionsfähiges Material in die Sonne eingebracht, noch kann der Energieimpuls eine Fusion schwerer Elemente anfachen. Eine Wasserstoff-Fusion bringt etwa 10x [4] mehr Energie zustande, als die gleiche Menge Uran. Die Sonne hat zur Zeit einen Wasserstoffanteil von 97%. Wenn diese Fusion also nicht schon durch die Energie der „gesunden“ Sonne möglich gemacht wurde, warum sollte es dann eine deutlich geringere Masse mit einer Kernspaltung zu Wege bringen?

Auch der zweite Fall macht eigentlich keinen rechten Sinn, da weder die Masse des irdischen Materials, noch die entstehende Energie in einem gesunden Verhältnis zu den Daten der Sonne steht. Über 98% der Masse der Erdkruste ist generell nicht radioaktiv; das häufigste strahlende Element Uran nur zu 0,0003 % verhanden [5]; Die Sonne 333x schwerer als die Erde. [6] Welchen Effekt soll die Bombe also haben, wenn weder die gigantische Masse der Sonne, noch die stattfindende Restfusion etwas auszurichten vermag. Der Einfluss auf die Gravitation sowie auf den „Energiehaushalt“ sind auf jeden Fall zu vernachlässigen.

Für mich Physiklaien macht das die Rettungsmission unglaubwürdig, ohne das es meine Meinung über „Sunshine“ in irgendeiner Weise beeinträchtigt. 😉

Viel Text um nichts. Hat trotzdem Spaß gemacht 😉

Christian

Film: Sunshine

Sneaktime. Wie letzte Woche ein Film, der am nächsten Tag anläuft. Sollte das die Regel werden, könnte man zwar die Filmauswahl etwas eingrenzen, der Spassfaktor der Ungewissheit bleibt aber auch auf der Strecke.

Zur Handlung:

In der Zukunft ist die Sonne so sehr erkaltet, dass auf der Erde ewiger Winter herrscht. Eine Rettungsmission aus Spezialisten ist auf dem langen Weg zur Sonne, um mit einem Sprengsatz aus dem restlichen spaltbaren Material der Erde den Stern neu anzufachen. Über der Crew hängt das ungewisse Schicksal ihrer gescheiterten Vorgängermission und die aufgestaute Anspannung aus vielen Monaten im engen Raumschiff. Dann fangen die Antennen das Notsignal der verschollenen „Ikarus 1“ auf. Durch eine kleine Unachtsamkeit hängt plötzlich das Leben der Besatzung und die gesamte Mission an einem seidenen Faden. Entscheidungen mit unbekannten Konsequenzen müssen gefällt werden.

Kritik:

Zu Beginn des Film meint man sich in der zweiten Hälfte von „Armagedon“ wiederzufinden. Es gibt Streitereien unter der Besatzung des Raumschiffs und nur der gigantische Hitzeschild trennt sie von der Flammenhölle. Doch man kann das ungute Gefühl nicht abschütteln, dass es nicht so glatt laufen wird wie z.B. in „Apollo 13“. Auf die erste Katastrophe folgen weitere und so wandelt sich das Drama in einen Actionthriller der obersten Güte. Doch damit nicht genug, beginnt im letzten Drittel der blanke Horror in der Handlung Fuß zu fassen. Leider kann man ohne zu spoilern fast nichts weiteres mehr zu Handlung sagen.

Die Präsentation ist sehr gut gelungen. Mit langen ruhigen Szenen wird immer wieder die Gefahr in Form des brennenden Gasballes auf der anderen Seite des dünnen Hitzeschildes in Erinnerung gerufen. Sobald sich die Geschehnisse überschlagen, wird mit stroboskopartigen Schnitten das Tempo blitzschnell gesteigert. Die Schauplätze sind abwechslungsreich – lange Korridore, die sterile Krankenstation, das eiskalte Kühlmittelbecken und die Lebenserhaltung mit tief grünen Pflanzen und sprudelndem Wasser. Keiner der Schauspieler wirkt in irgendeiner Form unglaubwürdig, so dass ich erst jetzt überhaupt einen Gedanken an die schauspielerischen Qualitäten verwende. Ein gutes Zeichen.

Fazit:

Sciencefiction-Fans mit einer Vorliebe für ausweglose Situationen und Abwechslung zwischen Weltuntergangstimmung und Überlebenskampf kommen auf ihre Kosten. Allerdings sollte man Filme wie „Event Horizon“ und „Alien 1“ ohne Kissen vor den Augen überstehen können und bei schnellen Schnitten und Effekten nicht die Nerven verlieren.

5,2 / 6 Sternen