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Streikvorteil

Auch wenn es so langsam langweilig wird – morgen wird mal wieder gestreikt. 😉

Meine beiden möglichen Linien kommen im überaus sinnigen Abstand von ein paar Minuten im Stundentakt. Der Ersatzfahrplan der Linie RB 48 enthüllt aber auch ein paar Informationen, die AFAIK so nicht in den normalen Fahrplänen stehen. Nämlich Kilometerangaben zu jedem einzelnen Bahnhof!

Nun weiß ich, dass auf meiner Fahrt von Solingen nach Köln Messe rund 27 km Schiene unter mir hinwegsaust. Wenn ich das nächste Mal Langweile habe, rechne ich die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Teilstrecken aus – ganz ohne GPS.

Der zweite Vorteil ist das Dateiformat- ein Excel-Sheet, das ich ganz einfach zu meinem neuen persönlichen Fahrplan ausbauen kann, weil die ausfallenden Bahnen einfach nur durchgestrichen wurden.

Sehr praktisch. Aktualisiert schnell eure Datenbestände!

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Verlaufen

Ich habe mich doch heute nach der FH glatt am Deutzer Bahnhof verlaufen. Durch den Bahnstreik habe ich die Bahn gegen die holprige Busfahrt von Wermelskirchen nach Köln eingetauscht. Das dauert zwar näherungsweise gleich lang und scheint auch ohne Umstieg bequemer zu sein, doch ist die Strecke über Berg und Tal so furchbar, dass mir beim Lesen ganz schlecht wird. Darüber hinaus helfen die unbequemen Sitze auch kein bisschen, wenn der Busfahrer durch schärfsten Kurven und Kreisverkehre brettert und ich abwechselnd gegen Sitznachbar und Fensterscheibe geworfen werde. Schade, dass ich mich immer für ein Verkehrsmittel entscheiden muss, weil sonst mein Auto irgendwo einsam auf seinen Fahrer wartet.

Aber zurück zu meinem heutigen Problem:

Ausgestiegen bin ich morgens an der Haltestelle „Köln Messe“, um wie gewohnt in die U-Bahn zusteigen. Auf dem Rückweg folgte ich meiner Ansicht nach den Schildern, die mich Richtung Messe führen sollten. Als ich mich aus den Tunnels befreit hatte, stand ich auch vor dem Messegelände aber in unbekannter Umgebung und direkt vor einem lachenden kaffee-trinkenden Streikposten der GDL. 😉 Nach ein paar Minuten Fußmarsch hatte ich zwar noch immer Blick auf Messe, Schienen und Hauptverkehrsstraße, doch keinerlei Ahnung mehr wo meine Haltestelle sein sollte. Die mir vollkommen unbekannten Abfahrtszeiten taten dann ihr übriges, mich unruhig werden zu lassen. Letztendlich dehnte ich meine Suche dann auf einen Haltepunkt der S-Bahnlinie 4 aus, die mich nach Leverkusen-Schlebusch brachte – wo ich an einer mir bekannten Haltestelle umsteigen konnte. 😉

Ein Blick in Google Earth macht mich noch viel ratloser, wie ich auf so wenig Fläche so effektiv die Orientierung verloren habe. Merke: Der mysteriöse Ort „an der Messe“ wird mit wachsender Fläche des Messegeländes immer ungenauer.

Morgen mach ich es besser. 😉

Große Literatur

Heute morgen beobachtete ich am Bahnhof eine Dame von ca. 55 Jahren, die mir am nächsten Bahnsteig direkt gegenüber stand. Mit voller Körperspannung sah man ihre Augen schnell über die Zeilen wandern. Dabei bewegten sich stetig ihre Lippen, als würde sie sich die Zeilen selber aufzusagen. Das machte sie mit einer Hingabe und einem euphorischen Gesichtsausdruck, dass ich einen der bedeutendsten Lyriker aller Zeiten in ihren Händen vermutete. Leider konnte ich den Buchrücken nicht sehen, um den Namen dieses Besten aller Autoren herauszufinden. Ich musste mich nicht nur auf die eiskalte Bank setzten, sondern mich auch noch ganz tief unten an meinem Rucksack zu schaffen machen.

Mit zusammengekniffenen Augen konnte ich endlich einen Blick auf das Cover erhaschen:

In eindeutiger Pose eine blonde Frau und ein junger muskulöser Mann mit freiem Oberkörper. Der Titel vom Schlag: „Wenn der Pirat 3x ins Nebelhorn bläst“ – die schlimmste Trivialliteratur. 🙂

Tja, jeder hält sich auf seine Art und Weise warm, wenn die kalten Monate ins Land ziehen. ^^

Bahngeschichten 3

Gestern Abend ist es leider wieder extrem spät geworden. Mit dem angekündigten Streiktag sah ich meine Nachtruhe wieder empfindlich zusammenschrumpfen. Darum kam ich heute morgen am Solingen HBF Andreas Vorschlag zurück, mich mit einem doppelten Cappuccino ins Leben zurückzuholen. Daraufhin traf leider die einstündige Verspätung der Regional-Bahn auf meinen plötzlich vollkommen unterforderten Kreislauf, der normalerweise nicht einmal eine morgendliche Kasse Kaffee vor die Augen bekommt.

Das heißt: Ich war verdammt, mit einem Puls von 180 am Gleis 1 nervös auf und ab zugehen, weil mich die hochfrequenten Entschuldigungs-Durchsagen durch die Lautsprecher äußerst effektiv von meiner Zuglektüre „Leslie Silbert – Der Marlowe Code“ abhielten.

Die Rückfahrt um halb 2 hatte eben immer noch gute 25 Minuten Verspätung.

Morgen habe ich wieder die Wahl: Überfüllte Busfahrt im Stundentakt, 90 Minuten Stop&Go auf der Autobahn + Parkplatzsuche, 30 Minuten Landstraße + unmöglicher Parkplatzsuche an der S-Bahn oder schläfrige Ahnungslosigkeit am Bahnhof.

Bahngeschichten 2

Morgen wird wieder gestreikt. Dieses Mal ohne Ersatz-Fahrplan und ohne echte Einschränkung der Streikdauer. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mal wieder meinen Zweiachser über die Autobahn zu quälen. Für große Experimente mit dem ÖPNV habe ich morgens um 6:00 einfach keine Lust. 😉

Mitte dieser Woche bin ich zum ersten Mal in den Genuss einer Notfallbremsung der U-Bahn gekommen. Kurz nach Abfahrt hat sich wohl im hinteren Segment ein Trunkenbold 🙂 an der Notbremse festgehalten. Der Fahrer musste so einiges an Anschuldigungen ertragen, bevor der Grund für den abrupten Halt in der hintersten Ecke des voll besetzten Abteils angekommen war und sich auch die herumkugelnden älteren Damen vom ersten Schock erholt hatten. Mir fehlt natürlich die Erfahrung, ob so etwas in der normalen Kölner Hektik öfter vorkommt – schön war es auf jeden Fall weniger. Mehr als eine Ermahnung hatte der Vorfall für den Auslöser offensichtlich auch nicht.

Eine andere Art von Hektik gab es morgens am Solinger Bahnhof. Die Regionalbahn nach Köln bzw. Bonn ließ auf sich warten und wurde auch bald mit 15 minütiger Verspätung ausgerufen. Die Gesichter der Wartenden – ich lasse bei Durchsagen gerne mal neugierig meinen Blick schweifen – wurden zunächst lang, bis die Ersten einen Zug am anderen Ende der Gleisreihen einfahren sahen. Man sah förmlich, wie plötzlich Augen verwirrt zwischen Bahnhofanzeige und Aufschrift des Zuges hin und her huschten, Stirne gerunzelt wurden.

Der Zug fuhr nämlich auf die Minute pünktlich, aber auf dem falschen Gleis ein.

Plötzlich beobachteten Menschen aus den Augenwinkeln nervös ihre Umgebung, um ja nicht den Moment zu verpassen, in dem sich die Herde in Bewegung setzten würde. Erst die Durchsage zerstörte diese Sekunden der Unsicherheit:

„Aufgrund einer Fehlinformation fährt der Zug nach Bonn Mehlem ab Gleis X …“

Ein Leittier im Anzug und mit langen Beinen setzte sich an die Spitze der entstehenden Bewegung. Selbst die vertieftesten Bücherwürmer bemerkten nun die veränderte Situation, versuchten sich in ihrer Umgebung zu orientieren bzw. schlossen sich – dem inneren Panikreflex gehorchend – einfach der Masse an. Ältere und mit Koffern beladene Reisende wurden überholt und verloren schnell den Anschluss an die flüchtende Gruppe.

Leider ist mir nicht bekannt, ob in solchen Fällen Schaffner, Ausrufer und das Reinigungspersonal zurückbleibende schwächelnde Tiere Mitmenschen in die Enge treiben und verspeisen. Man hört ja so einiges. 😉

Ich hatte es immer als Übertreibung abgetan, aber Bahnfahren scheint offensichtlich wirklich die tägliche Portion Abenteuer zu sein. Wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie ….

Bahngeschichten 1

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL hat heute ab 8:00 bis kurz vor Mittag die Streikkeule geschwungen. Trotzdem habe ich mich tollkühn zum Solinger HBF begeben, um dort aber zunächst über eine halbe Stunde Däumchen zu drehen bzw. schlechte Kriminalliteratur zu lesen. 😉 Belohnt wurde ich aber mit einer kostenlosen Fahrt im ICE zum Kölner HBF.

In einem bequeme Sitz (mit Kopfkissen), mit gedämpfter Geräuschkulisse und federnd gelagert – die Chance konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Dabei wäre die RE 7 nur wenige Minuten später abgefahren – aber man gönnt sich ja sonst nichts. Die Zeit saß mir auch nicht im Nacken und einen Umstieg in der Kölner U-Bahn konnte ich auch noch so eben bewältigen.

Eine lustige Begebenheit noch am Solinger HBF:

Auf der Bank saß ein ebenfalls wartender und sichtlich gelangweilter junger Mann mit Gitarren-Koffer. Ein munterer wirkender Herr kam auf den Bahnsteig, schaute sich kurz um und sprach den Gitarristen prompt an. Ob er nicht ein Foto von ihm neben dem Sonderfahrplan machen könne, wollte er gerne wissen und er wurde auch nicht enttäuscht. Nach kurzer Justierung wurde das Foto gemacht. Dabei fiel sinngemäß folgender Satz: „Mit etwas Glück können sie sich morgen in der Zeitung XY unter der Überschrift „Bahnfahrer haben Verständnis und warten gerne“ anschauen. Ruckzuck verschwand der Fotograf wieder im Bahnhofsgebäude und ließ einen schläfrig-verständnislosen Menschen zurück, der nicht ganz wusste, wie ihm soeben widerfahren war. So wird also Zeitung gemacht. 🙂

Auf der Rückfahrt spielte sich im Doppelstock-Wagen des vollkommen planmäßigen Zugs eine weitere merkenswerte Szene ab. Eine Ausstiegs-Tür war wohl defekt und breit mit entsprechenden Warnaufklebern zugepflastert und versiegelt worden. An einem Bahnhof mit entsprechender Ausstiegs-Richtung musste man also als gewöhnlicher Fahrgast eine paar Schritte zur Tür des nächsten Wagons gehen. Diese Möglichkeit bot sich aber nicht für die zweifache Mutter mit extra-breitem Kinderwagen an, die erst kurz vor dem Zielbahnhof ihre missliche Lage erkannte und keinen Weg sah ordnungsgemäß auszusteigen.

Die mitfahrende Oma spurtete kurz nach dem Halt aus dem Zug – auf der Suche nach dem Schafner. Eine Minute später kamen beide wild gestikulierend wieder ins Abteil und begannen genervt den zusammengeklappten Buggy durch die Automatiktüren zu bugsieren. Diese waren von der Aktion wohl weniger begeistert und begannen rhythmisch die beteiligten Personen in die Seiten zu knuffen. Untermalt wurde die Situation durch „Unverschämt“ und „Saftladen“-Rufe der älteren Dame.

Habe ich schon erwähnt, dass letzte Woche das volle Baby-Wickel-Programm neben mir in der Regionalbahn gezeigt wurde. Häufchenwindel inklusive! Ich musste mich wirklich beherrschen nicht das Gesicht zu verziehen. Dabei hat die Mutter mein vollstes Verständnis. Naja, vielleicht nicht bzgl. der Nahrungsauswahl für ihre Tochter. 😉

Bahnfahren ist wirklich interessant.

Ein neuer Bahnfahrer

Seit zwei Tagen bin ich unter den morgendlichen Pendlern, die durch die Bahnhöfe Deutschlands hetzen, um ihren Anschlusszug nicht zu verpassen.

Naja, ganz so ist es eigentlich nicht. Das mag allerdings auch daran liegen, dass ich mich an jedem Bahnhof – mangels Kenntnisse der Abfahrtgleise – zuerst zu den Aushängen begeben muss. Ich kann mich einfach noch nicht entscheiden, welcher wilden Meute ich mich nach Öffnen der Türen anschließen muss. 😉

Die Zugfahrt selber genieße ich allerdings trotz früher Aufstehzeiten. Man muss dem Verkehr auf den Gleisen keinen Blick schenken – wenn die Bahn stoppt, reicht ein kurzer Blick aus dem Fenster, um sich zu orientieren. Die anderen Reisenden dösen friedlich vor sich hin – viele mit Stecker im Ohr. Meinen MP3-Player habe ich mit AIR und Co gefüllt.

Die nötige Ruhe, um im gleichmäßigen Takt der Bahntrasse in meinen inzwischen unzähligen angelesenen Büchern zu schmökern habe ich längst. 🙂