Archiv des Autors: Christian

Bahngeschichten 3

Gestern Abend ist es leider wieder extrem spät geworden. Mit dem angekündigten Streiktag sah ich meine Nachtruhe wieder empfindlich zusammenschrumpfen. Darum kam ich heute morgen am Solingen HBF Andreas Vorschlag zurück, mich mit einem doppelten Cappuccino ins Leben zurückzuholen. Daraufhin traf leider die einstündige Verspätung der Regional-Bahn auf meinen plötzlich vollkommen unterforderten Kreislauf, der normalerweise nicht einmal eine morgendliche Kasse Kaffee vor die Augen bekommt.

Das heißt: Ich war verdammt, mit einem Puls von 180 am Gleis 1 nervös auf und ab zugehen, weil mich die hochfrequenten Entschuldigungs-Durchsagen durch die Lautsprecher äußerst effektiv von meiner Zuglektüre „Leslie Silbert – Der Marlowe Code“ abhielten.

Die Rückfahrt um halb 2 hatte eben immer noch gute 25 Minuten Verspätung.

Morgen habe ich wieder die Wahl: Überfüllte Busfahrt im Stundentakt, 90 Minuten Stop&Go auf der Autobahn + Parkplatzsuche, 30 Minuten Landstraße + unmöglicher Parkplatzsuche an der S-Bahn oder schläfrige Ahnungslosigkeit am Bahnhof.

Bahngeschichten 2

Morgen wird wieder gestreikt. Dieses Mal ohne Ersatz-Fahrplan und ohne echte Einschränkung der Streikdauer. Da wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als mal wieder meinen Zweiachser über die Autobahn zu quälen. Für große Experimente mit dem ÖPNV habe ich morgens um 6:00 einfach keine Lust. 😉

Mitte dieser Woche bin ich zum ersten Mal in den Genuss einer Notfallbremsung der U-Bahn gekommen. Kurz nach Abfahrt hat sich wohl im hinteren Segment ein Trunkenbold 🙂 an der Notbremse festgehalten. Der Fahrer musste so einiges an Anschuldigungen ertragen, bevor der Grund für den abrupten Halt in der hintersten Ecke des voll besetzten Abteils angekommen war und sich auch die herumkugelnden älteren Damen vom ersten Schock erholt hatten. Mir fehlt natürlich die Erfahrung, ob so etwas in der normalen Kölner Hektik öfter vorkommt – schön war es auf jeden Fall weniger. Mehr als eine Ermahnung hatte der Vorfall für den Auslöser offensichtlich auch nicht.

Eine andere Art von Hektik gab es morgens am Solinger Bahnhof. Die Regionalbahn nach Köln bzw. Bonn ließ auf sich warten und wurde auch bald mit 15 minütiger Verspätung ausgerufen. Die Gesichter der Wartenden – ich lasse bei Durchsagen gerne mal neugierig meinen Blick schweifen – wurden zunächst lang, bis die Ersten einen Zug am anderen Ende der Gleisreihen einfahren sahen. Man sah förmlich, wie plötzlich Augen verwirrt zwischen Bahnhofanzeige und Aufschrift des Zuges hin und her huschten, Stirne gerunzelt wurden.

Der Zug fuhr nämlich auf die Minute pünktlich, aber auf dem falschen Gleis ein.

Plötzlich beobachteten Menschen aus den Augenwinkeln nervös ihre Umgebung, um ja nicht den Moment zu verpassen, in dem sich die Herde in Bewegung setzten würde. Erst die Durchsage zerstörte diese Sekunden der Unsicherheit:

„Aufgrund einer Fehlinformation fährt der Zug nach Bonn Mehlem ab Gleis X …“

Ein Leittier im Anzug und mit langen Beinen setzte sich an die Spitze der entstehenden Bewegung. Selbst die vertieftesten Bücherwürmer bemerkten nun die veränderte Situation, versuchten sich in ihrer Umgebung zu orientieren bzw. schlossen sich – dem inneren Panikreflex gehorchend – einfach der Masse an. Ältere und mit Koffern beladene Reisende wurden überholt und verloren schnell den Anschluss an die flüchtende Gruppe.

Leider ist mir nicht bekannt, ob in solchen Fällen Schaffner, Ausrufer und das Reinigungspersonal zurückbleibende schwächelnde Tiere Mitmenschen in die Enge treiben und verspeisen. Man hört ja so einiges. 😉

Ich hatte es immer als Übertreibung abgetan, aber Bahnfahren scheint offensichtlich wirklich die tägliche Portion Abenteuer zu sein. Wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie ….

SMS Sturm

In wenigen Tagen läuft mein Mobilfunkvertrag nach 4 Jahren aus. Ich habe mich doch gedanklich mit meinem zerkratzten SE K750i abgefunden und mir als Nachfolge die (meiner Meinung nach) günstigste Prepaid-Karte zugelegt. Die neue Nummer lässt sich trotz meiner Befürchtungen auch sehr gut merken.

Dank relativ günstiger Preise für die Daten-Übertragung habe ich gestern und heute beträchtliche Zeit darauf verschwendet, auf den unterschiedlichsten Wegen und Pfaden, automatisiert und manuell, die Verbindungsprofile einzurichten. Bis vor 10 Minuten bekam ich als Rückmeldung nur Fehlermeldungen jeglicher Art …

Die Freude über die erste ankommende Konfigurations-SMS wurde allerdings etwas davon getrübt, dass ich nun seit etlichen Minuten im Sekundentakt von offensichtlich nur aufgeschobenen SMS überflutet werde. Als hätte im Rechenzentrum gerade ein Techniker das Ventil aufgedreht. 😉

Immerhin funktioniert Opera Mini inzwischen tadellos. Vielleicht wird es ja Zeit, dass ich mir mal Funktionen jenseits der SMS anschaue.

WWW aus der FH

Gar nicht so einfach mein kleines Notebook hier im Rechnenzentrum ins Netz zu hängen. Die erste Hürde – den „Cisco VPN Client“ – habe ich bereits gestern Abend erfolgreich gemeistert. Leider konnte ich die Funktion nicht wirklich testen, da ich als Netzzugang für die Ubuntu-Installation nicht mehr als einen Jana-Proxyserver aufgesetzt hatte.

Darum musste ich hier nur noch ein paar Benutzerrechte setzten, damit ich mich auch als normaler User anmelden konnte. Eth0 auf DHCP setzen, Ciscos VPN Deamon starten, als User mit dem Profil der FH anmelden und nach Eingabe der persönlichen Zugangsdaten endlich eine NetzIP zur Verfügung haben.

Das erste blöde Problem war aber die nicht entfernte Einstellung des Proxyservers im Browser von der Installtion, mit dem ich die neu gewonnene Freiheit testen wollte. Einige Stirnrunzeln später, kam ich aber selber auf die Lösung.

Leider nicht auf die nötigen Einträge des notwenigen (nun richtig) Proxyservers wwwproxy.fh-koeln.de. Aber mit Hilfe meines Nebenmanns ließ sich auch das schnell beheben.

Nun kann ich also auch aus der FH bloggen. Leider muss ich wohl langsam einsehen, das mein kleiner feiner L400 von Dell hier keine große Zukunft haben wird. Dafür fehlt ihm mit seinen ~700 MHz einfach die nötige Rechenleistung (und für den Komfort onBoard WLAN). 🙁

Heute darf er aber noch die knapp 1GB Software aus dem Netz saugen, die ich für die Vorlesungen und Praktika brauche.

Bahngeschichten 1

Die Lokführer-Gewerkschaft GDL hat heute ab 8:00 bis kurz vor Mittag die Streikkeule geschwungen. Trotzdem habe ich mich tollkühn zum Solinger HBF begeben, um dort aber zunächst über eine halbe Stunde Däumchen zu drehen bzw. schlechte Kriminalliteratur zu lesen. 😉 Belohnt wurde ich aber mit einer kostenlosen Fahrt im ICE zum Kölner HBF.

In einem bequeme Sitz (mit Kopfkissen), mit gedämpfter Geräuschkulisse und federnd gelagert – die Chance konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Dabei wäre die RE 7 nur wenige Minuten später abgefahren – aber man gönnt sich ja sonst nichts. Die Zeit saß mir auch nicht im Nacken und einen Umstieg in der Kölner U-Bahn konnte ich auch noch so eben bewältigen.

Eine lustige Begebenheit noch am Solinger HBF:

Auf der Bank saß ein ebenfalls wartender und sichtlich gelangweilter junger Mann mit Gitarren-Koffer. Ein munterer wirkender Herr kam auf den Bahnsteig, schaute sich kurz um und sprach den Gitarristen prompt an. Ob er nicht ein Foto von ihm neben dem Sonderfahrplan machen könne, wollte er gerne wissen und er wurde auch nicht enttäuscht. Nach kurzer Justierung wurde das Foto gemacht. Dabei fiel sinngemäß folgender Satz: „Mit etwas Glück können sie sich morgen in der Zeitung XY unter der Überschrift „Bahnfahrer haben Verständnis und warten gerne“ anschauen. Ruckzuck verschwand der Fotograf wieder im Bahnhofsgebäude und ließ einen schläfrig-verständnislosen Menschen zurück, der nicht ganz wusste, wie ihm soeben widerfahren war. So wird also Zeitung gemacht. 🙂

Auf der Rückfahrt spielte sich im Doppelstock-Wagen des vollkommen planmäßigen Zugs eine weitere merkenswerte Szene ab. Eine Ausstiegs-Tür war wohl defekt und breit mit entsprechenden Warnaufklebern zugepflastert und versiegelt worden. An einem Bahnhof mit entsprechender Ausstiegs-Richtung musste man also als gewöhnlicher Fahrgast eine paar Schritte zur Tür des nächsten Wagons gehen. Diese Möglichkeit bot sich aber nicht für die zweifache Mutter mit extra-breitem Kinderwagen an, die erst kurz vor dem Zielbahnhof ihre missliche Lage erkannte und keinen Weg sah ordnungsgemäß auszusteigen.

Die mitfahrende Oma spurtete kurz nach dem Halt aus dem Zug – auf der Suche nach dem Schafner. Eine Minute später kamen beide wild gestikulierend wieder ins Abteil und begannen genervt den zusammengeklappten Buggy durch die Automatiktüren zu bugsieren. Diese waren von der Aktion wohl weniger begeistert und begannen rhythmisch die beteiligten Personen in die Seiten zu knuffen. Untermalt wurde die Situation durch „Unverschämt“ und „Saftladen“-Rufe der älteren Dame.

Habe ich schon erwähnt, dass letzte Woche das volle Baby-Wickel-Programm neben mir in der Regionalbahn gezeigt wurde. Häufchenwindel inklusive! Ich musste mich wirklich beherrschen nicht das Gesicht zu verziehen. Dabei hat die Mutter mein vollstes Verständnis. Naja, vielleicht nicht bzgl. der Nahrungsauswahl für ihre Tochter. 😉

Bahnfahren ist wirklich interessant.

Free Burma

Free Burma!

Diese Aktion alleine hilft natürlich rein gar nichts, um etwas an der Situation in Burma zu ändern. Aber wenn schon die Redefreiheit vor Ort unterdrückt wird, können ein paar weitere Stimmen bestimmt nicht schaden. Vielleicht bemerken ja die politische Führungen der restlichen Welt, dass man mit einem beherzteren Vorgehen sogar Wählerstimmen fangen kann.

Sicher gibt es auch etliche andere Punkte auf dem Globus, die eine ähnlich große Aufmerksamkeit verdient hätten – aber ohne Patentlösung muss man halt kleine Schritte gehen. Vielleicht kommt die breite Stimme der Menschen und das hoffentlich folgende Medienecho besser bei den militärischen Machthabern an, als der xte formelle Beschwerdebrief der Regierung.

Weckerstellen

Morgen früh teste ich das erste Mal die negativen Seiten des Bahnfahrens.

Um 8:00 muss ich mich im Hörsaal 2 der Fachhochschule befinden. Laut Fahrplan (rückwärts gelesen) sollte ich aus diesem Grund um 7:05 am Umstiegspunkt auf Gleis 1 stehen. Gar kein Problem, wenn ich um 6:35 gähnend am Provinz-Bahnhof stehe. Um das zu schaffen, muss ich meinen Wagen um 6:15 besser 6:10 (mitten in der Nacht) starten. Aufstehen sollte ich um 5:30 damit ich die Vorlesung nicht durch lautes Magenknurren störe. Die zweite Weckwiederholung schenke ich mir mal in bitterem Angesicht der 5 vor dem Doppelpunkt. Also weitere 11 Minuten in Richtung Mitternacht -> 5:19

Einem Bäcker mache ich damit zwar noch keine Konkurrenz, aber vielleicht kann ich ja irgendwo auf dem Weg die noch warmen Produkte dieses Berufstandes erwerben. 🙂

Zeeland-Camping

Wie schon in „Spontan-Camping in Zeeland“ geschrieben, sind wir am Sonntag-Nachmittag aus dem Herbsturlaub zurück gekommen. In der allgemeinen Hektik eigentlich ein Wunder, dass ich nur meine Handtücher und Spülmittel vergessen habe. Aber wozu fährt man schon zu zweit in den Urlaub und kann selbstständig einkaufen. Alles kein Problem. 😉

Der Campingplatz „Ons Buiten“ liegt etwas abseits des Badestrandes in den Feldern südlich von Oostkapelle. Das kostenlose kleine Schwimmbad haben wir trotz niedrigen Temperaturen doch nicht in Anspruch genommen – Von außen machte es aber einen guten Eindruck. Die übrigen Anlagen sind tadellos in Schuss, das Personal freundlich, die Duschen heiß bis warm!

Auf den einzelnen Stellplätzen stehen zahlreiche Apfel- und Birnbäume, die man allerdings offiziell nicht abernten darf, obwohl sich Anfang Oktober das Fallobst am Boden sammelt. Der Geschmackstest, bevor wir die Hinweisschilder im Sanitärgebäude entdeckten, fiel aber sehr positiv aus. 😉

Das Wetter gönnte uns einen kompletten regenfreien Tag und sogar noch einige trockenen Stunden zum Abbau. Die übrige Zeit konnten wir den Herbst in seiner stürmischen Form genießen. Auch eine Möglichkeit sich die Leihgebühren für die Fahrräder zu sparen – trotz Rückbank-Demontage hatte ich keine Chance unsere Räder im Corsa über die Grenze zu bekommen.

Wer also um diese Jahreszeit in Zeeland campen möchte, sollte besser Gefallen an längeren Strandspaziergängen im Regenmantel finden und sich im Zelt einen gemütlichen Zufluchtsort einrichten, der jedem Wetter stand hält.

Die getankte Energie wird bestimmt bis Weihnachten reichen. 😉

Nachtrag:

Beim Durchschauen der Fotos hab ich einiges gesehen, das ich hier noch erzählen möchte. 🙂

Da wäre zum Beispiel eine überraschende Abwechslung zur Hasen- und Kaninchenflut in den letzten beiden Jahren. Dieses Mal war es eine größere Herde Stockenten, die sich nicht nur über das Obst hermachte, sondern auch gleich die Funktion des Hahns übernahm und zu allen unvernünftigen Zeiten mit lautem Gequake den hereinbrechenden Morgen verkündete. Die wollige Fraktion war aber nach längerem Suchen auch in den Vorortgärten auszumachen – nicht nur neugierig am Zaun des Streichelzoos. 😉

Eine weitere tierische Begegnung kündigte sich eines Nachts laut raschelnd in unserer Mülltüte an. Als Mann im Zelt (^^) wurde mir die Aufgabe zu Teil, mit Speer und Schild (Alu-Stuhl-Rohr und Küchentuch) dem treiben auf den Grund zu gehen. Glücklicherweise wartete weder Waschbär noch Ratte sprungbereit in der – plötzlich sehr stillen – Plastiktüte. Nur eine bewegungslose aber um so stacheligere Kugel lag unschuldig zwischen den Eierschalen. Mit dem Küchentuch setzte ich den kleinen Gesellen auf dem Rasen ab – zwei Minuten später flitzte er auch davon. Unser Müll bekam für die letzten Nächte einen Ehrenplatz auf dem Campingtisch. 🙂

Bei unseren Streifzügen durchs Dorf fielen mir direkt einige Ranken auf, die ich nicht so hoch im Norden im Freien vermutet hätte. Mit wunderschönen Blüten und orangenen Früchten erfreuten sich Passionsblumen bester Gesundheit. Ausgepflanzt bewachsen sie Zäune und die Terrasse eines Restaurants im Stadtkern. Anhand meiner wenigen Fotos würde ich auf die blaue Passionsblume (Passiflora caerulea) tippen. Die Information, dass diese Art auch starke Fröste bis zu -20°C verträgt, scheint also wirklich zu stimmen.

Das verlangt ja förmlich nach einem kleinen Outdoor-Grow im nächsten Frühling. 😉 Muss ich nur noch an Samen kommen, die ich die kalte Jahreszeit über im Haus vorziehen kann. Meine Mutter hätte bestimmt auch ihre Freude an den großen Blüten.

[Morgen folgen die Fotos]