Ein Blick in den Wanderführer und wir hatten unser offizielles Wort des Urlaubs gefunden: karstig. Verkarstet, Karstgestein, Karsthöhle, …
Kein Ort auf Mallorca an dem man sich nicht in Sichtweite zu einem „karstigen“ Gestein befindet. Außerdem eignet sich das Wort mit etwas Fantasie auch hervorragend, um harte oder ungeliebte Lebensmittel zu beschreiben. „Das Baguette von gestern ist über Nacht arg karstig geworden!“
Noch am ersten Tag wollten wir nicht die Füße still halten und fuhren zu Portals Vells an der Landzunge zwischen Santa Ponsa und Palmanova. Hier zieht sich ein einfacher Weg [Rothar 3] an der Felsenküste entlang bis zu einem der verfallenen Piratenausgucke der Insel. Noch in der ersten Bucht öffnet sich oberhalb des Strandes eine geräumige Höhle, in der man sich vor der Sonne verstecken kann. Meiden sollte man jedoch jedes kleine dunkle Loch, da diese (wie in jedem Land, das wir bereits bereist haben) unweigerlich zur Toilette umfunktioniert werden.
Der Weg führt über steinige Heide u.a. durch ein aufgegebenes Militärgelände, das zwar von rostigen Warnschildern und Stacheldraht abseits des Weges gesäumt ist, aber nach Wegbeschreibung passiert werden muss. Die offenen Gebäude laden zu einer Erkundungstour ein, falls es dem Wanderer nach „Urban Exploration“ gelüstet. Mit „Urban“ in großen Anführungszeichen.
Die bewachsene Bunkeranlage unter den ehemaligen Geschützen waren mir persönlich zu ungemütlich, um den Kopf in jedes miefiges Loch zu stecken. Traut man sich einige der zurückgelassenen Stühle zu einer Sitzgruppe zusammenzustellen, lässt sich in der Sonne sehr bequem das mitgebrachte Butterbrot verspeisen.
Näher an der Küste passieren wir noch den modernen und abgezäunten Leuchtturm, bis wir schließlich zum Ausguck gelangen, dem durch Absperrgitter, Stützen und einer aufgespritzten Schicht Schnellbeton doch einiges seiner Romantik genommen wurde.
Ein schöner Weg, um sich mit der Landschaft an der Küste vertraut zu machen.