Schönes Wetter draußen. Da geht es mir prima und dem deutschen Rechtsstaat leider schlecht. Dies meine ich natürlich vor allem in Bezug auf das jüngst verabschiedete „Internetsperren“-Gesetz, das eine Liste Domains („Kinderpornographie“) durch einen Eingriff in die DNS-Server der deutschen Internet-Provider „sperrt“. Die Benutzung dieser DNS-Server ist natürlich (noch) optional, so dass sich die „Sperre“ durch die Eingabe einer einzigen IP Adresse – also max. 12 Ziffern plus 3 Punkte – aushebeln lässt. Dafür hat das BKA immerhin ein schönes Mittel in der Hand, beliebige Domains auf einer geheimgehaltene Liste gleich beim Provider auf spezielle Server „umzubiegen“.
Die Worte „nur zum Schutze der Kinder“ sind noch nicht verklungen, da melden sich schon die ersten Trittbrettfahrer, um das neu gewonnene Instrument der Volkserziehung weiter auszulasten. CDU-Politiker Thomas Strobl hätte gerne den Zugang zu jugendgefährdenden Inhalten gesperrt und auch Online-Casinos und das Filesharing stehen längst in der Warteschlange.
Ist das erst alles durch gewunken, bekommt bestimmt eine „Expertenkommission“ ein Buch über das OSI-Modell in die Hände und verkündet voller Elan, dass man ja seit Monaten an den falschen Schrauben gedreht hat. Doch nicht auf Schicht 6 (DNS), sondern erst mit Sperren auf Schicht 3/4 (TCP/IP) ist das Internet endlich sicher. Und schwuppdiwupp … schon schauen die Server in jedes Paket und damit jede abgerufene Webseite, jedes Bild, jedes Musikstück, jedes Video, jede Email, jedes VoIP-Telefonat, jede IM, … Hab ich das nicht alles schon irgendwann mal geschrieben. Stimmt, die Infrastruktur kann ja auch gleich für die Vorratsdatenspeicherung verwendet werden kann. Praktisch.
Das hab ich heute in der RB48 auch der Frau im 4er Sitz nebenan erklärt, die mich auf mein „Zensursula“-Short angesprochen hatte. Nach der, mit zahlreichen Analogien gespickten, Erläuterung (jaja ich weiß: Äpfel <-> Birnen) wirkte sie zumindest nicht gelangweilter als zuvor und auch meine anderen Mitfahrer schienen heimlich die MP3-Player etwas leiser gestellt zu haben.
Wann kommen wohl die ersten Angebote für verschlüsselte VPN-Endpunkte im freien Ausland, die auf den deutschen Markt zugeschnitten sind. Oder wird daraus eine Bewegung von „Circles of Trust„, die sich zusammen einen Root-Server für diese Aufgabe leisten. Verschlüsselung ist ja noch keine Straftat.
Nachtrag: Ein „lustiges“ Detail über Herrn Strobl.