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Der Torrent de Pareis

Die schwarze Tour ganz oben auf unserer Liste und für die wir unsere Reepschnur im Gepäck mitgebracht, aber doch im Hotelzimmer vergessen haben! Hahaha.

Wir hatten große Erwartungen an den abwechslungsreichen Weg durch eine enge Schlucht bis hinunter ans Meer und wurden wahrlich nicht enttäuscht.

Beginn der Schlucht

Die Parkplatzsuche war wieder einmal nicht einfach und nach einigen Überlegungen nahmen wir das Risiko eines Steinschlags in Kauf und stellten uns direkt an die Böschung.

Der Einstieg in Escorca geht über über Privatgelände in Serpentinen bis hinunter zum (im Sommer) ausgetrockneten Flussbett. Dort besteht der Boden aus Kieselsteine und das Wasser hat große Brocken im Laufe der Jahrtausende an jede Biegung der Schlucht transportiert. An vielen Stellen ist das Karstgestein zu immensen Überhängen und Höhlen ausgewaschen worden – eine Kletterpartie über 5 1/2 Stunden, bei den man manchmal einfach loslassen oder mit dem Fuß blind nach dem nächsten Tritt tasten muss. An den schlimmsten Stellen hat man sich bemüht den Stein für einen sicheren Griff mit Hand und Schuh aufzurauen, aber das ist nur eine kleine Hilfe.

Das springen von Stein zu Stein macht Laune, weil jeder Schritt gut überlegt sein will und man jeweils die Festigkeit und Textur mit dem Auge abschätzen muss. Öfters offenbart der Blick über den nächsten größeren Stein einen Abgrund zu tief oder zu steil um ihn überwinden zu können – dann beginnt die Suche nach dem rechten Weg anhand von Steinmännchen oder Abriebspuren. Die ausgewaschenen Wannen mit grünem Wasser und zum Tod verdammten Kaulquappen sollte man ebenfalls umgehen.

Eine Zeit lang hatten wir ein älteres Ehepaar vor und hinter uns auf dem Weg, die sich erst im Verlauf richtig ihrer Entscheidung für diesen Tag bewusst wurden. Dann plötzlich Stau an einem schmalen Durchlass, der (nur) mit Abseilen zu überwinden war. Wir hatten noch das große Glück das Seil der Gruppe vor uns benutzen zu dürfen – unten angekommen hört wir nur noch die Verzweiflungsrufe der nachfolgenden Wanderer, die das Seil durch die Metall-Öse gleiten und verschwinden sahen – der Besitzer wollte verständlicherweise weiter. Mit einem tiefen Durchatmen wäre es aber ohne gegangen.

Abseilen

Einige Zeit später trafen wir auf eine Gruppe, die entzückt mit der Kamera einen Marder oder Maus-/Hauswiesel im Hang verfolgten, der ihnen ihr Brot „stibitzt“ hatte.

Es verschwand mit seiner Beute in den Sträuchern, suchte aber – nachdem Ruhe eingekehrt war und wir einige Meter entfernt picknickten – noch den Boden nach Hinterlassenschaften der menschlichen Gäste ab.

Höhle

An einigen Stellen kann man nur ehrfürchtig innehalten und bestaunen, welche Formationen Regen und Wasser geschaffen haben.

An einer späteren Stelle wussten wir einige Zeit keinen Rat, wie wir über schmale Tritte weiter kommen sollten. Links hätte man flinken Fußes über drei schmale glatte Tritte an einem Reservoir einen Meter tiefer vorbei hechten müssen, was wir uns nicht zutrauten. Dann sahen wir auf der rechten Seite ein schmales Loch, durch das wir – den Rucksack vor uns her schiebend – auf einen größeren Felsen kletterten. Von hier konnte man sich auf dem Hintern über eine Kante drücken, während man sich mit den Händen auf dem flachen Fels bestmöglich und so lange wie möglich hielt. Dann kam aber einfach der Moment, an dem man all seinen Mut zusammen nehmen und loslassen musste. Man rutschte dann einen Meter über den Fels und fiel weitere anderthalb Meter in ein mit Kieseln gefülltes Wasserloch, wo man hoffentlich ohne Verstauchung aufkam. Ich machte den Anfang und fing Andrea so gut auf wie ich es konnte, nachdem mir zuvor das Herz fast auf Grundeis gegangen war. Beim Gedanken daran bekomme ich gleich wieder Herzklopfen. Hui.

Einige Meter weiter blickten wir etwas erschrocken auf die Folgen einer Platzwunde, die sich jemand einige Stunden vorher zugezogen haben muss. Die Stelle des Unfalls sah wie ein Blutbad – Handabdrücke inklusiv – aus und der weitere Weg wurde von roten Tropfen auf den Steinen begleitet. Der oder die Unglückliche hat es die letzten Kilometer also noch bis zum Ziel geschafft und war dort wahrscheinlich bereits fertig für den nächsten Zombiewalk geschminkt. Gute Besserung!

Bald sahen wir Menschen mit Schuhen die sie nicht von oben durch die Schlucht gebracht haben konnten – wir waren also kurz vor dem Ziel. Das Tal öffnete sich in ein breiteres Kieselmeer das an einem überfüllten Strand ins Meer mündete –  was für ein Kontrast zu den letzten Stunden.

Das Meer

Wir hatten wie befürchtet den letzten Bus zu unserem Auto verpasst und setzten uns mit einem Erfrischungsgetränk in der Hand auf eine Mauer an der Straße. Ein Paar mit bekannten Gesichtern folgte nach einigen Minuten und aus gegenseitige Anerkennung unser Tagesleistung durch beiderseitigen Kopfnickens, ergab sich unser Fahrschein zurück zur Passstraße. Man kam ins Gespräch und uns wurde ein Platz im Fiat 500 angeboten. Ich durfte sogar Vorne sitzen! Wir übernahmen aus Dankbarkeit die Parkgebühren (15 Euro – *schluck*), unterhielten uns im Stau hinter wahnsinnigen Reisebussen nett über unsere Erfahrungen auf der Insel Madeira und wurden bis zur Tür unsere Autos gebracht. Win-Win – hoffe ich! 😀

Baumziege

Unser Auto war im bestem Zustand und wir hatten uns einen Tag „echte Erholung“ verdient – faul am Pool und nur mit kleiner Wanderung. Wir können es einfach nicht lassen.