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Italienische Weltmeister

Noch mit triefenden Haaren, bin ich mich nach dem Duschen zum Fernseher gehechtet. Die erste Halbzeit fand ich noch nicht wirklich berauschend, aber innerlich hatte ich mich gleich zu Beginn für die Franzosen entschieden, die es ja trotz deutlicher Überlegenheit in der zweiten Halbzeit einfach nicht zum Tor geschafft haben. Und was macht dann dieser Zidane, als der Sieg doch nur noch die Frage von Sekunden ist – rammt seinen Kopf einem Gegenspieler in die Brust. Unglaublich …

Ich nehme doch mal an, dass er nun nach seiner Karriere als Fußballer zu viel Kohle hat, als dass er noch Wert auf den Erfolg seines Heimatlandes bei der WM oder zukünftige Werbeverträge legen muss. Das wird bestimmt morgen sehr spannend die französische Presse zu lesen, wie sie ihren Ex-Liebling zerreißen. So ein PIIIIEP *kopfschüttel*

Nur ob der Sieg Italiens (auf das ganze Spiel bezogen) nun aufgrund dieser Tätlichkeit gerechtfertigt ist, nur weil ein Franzose mal an die Latte trifft? Naja, so ist es beim Elfmeterschießen halt.

Herzlichen Glückwunsch Italien,

Christian

Der Weltmeister auf dem dritten Platz

Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, warum ich nach dem letzten Spiel „Aus der Traum“ geschrieben habe. Die Stimmung, die in diesem Moment im Stadion tobt, ist doch kaum mehr zu übertreffen. 🙂

Vom Stil her, hat mir dieses Spiel am besten gefallen – und zwar aus Sicht beider Mannschaften. So wie die Spieler heute gerannt sind, würden sie auch beim olympischen Sprint eine gute Figur machen. Klasse auch, dass Oliver Kahn nochmal ran durfte und das Kind natürlich auch problemlos geschaukelt hat. 😉 Glückwunsch an alle, die eine Karte für das Spiel hatten – das wird eine lange Nacht. Saaaaauuuuber! 😀

Wem soll ich nur morgen die Daumen drücken? Die italienische Mannschaft war beim Spiel so derbe aggressiv (so wie wir) und die Franzosen habe ich leider noch nicht anschauen können. Ich entscheide das morgen spontan beim Anpfiff …
Wir haben Bronze und sind „Weltmeister der Herzen“ *wuuha* Wie abgedroschen. 😉

Gute Nacht,
Christian

Aus der Traum

Tja, jetzt wird Deutschland wohl doch nur Bronze im eigenen Land behalten dürfen. Die zwei Tore so kurz vor dem Elfmeterschießen waren zwar mehr als nur ärgerlich, aber verdient waren sie schon irgendwie – die Latte war ja unser 12. Mann.

Leider muss ich hier und jetzt gestehen, warum die Nationalelf wirklich verloren hat. Es war nämlich im Endeffekt mein Fehler, der zu diesem Ergebnis geführte. Denn ich habe meinen abendlichen Hunger nicht mit einer guter deutschen Pommes + Sauerkraut :), sondern mit einer typisch italienischen Broccoli-Ananas-Käse Pizza gestillt. An dieser Stelle möchte ich mich also beim deutschen Volk und Deutschlandfahnenverkäufern und -produzenten aus allen Ländern dieser Welt für meine Tat entschuldigen. Ich habe als erste Wiedergutmachung die Flagge an meiner Zimmerwand abgebracht.

Aber mal im Ernst: Wir können froh sein, dass Johannes B. Kerner auf der guten Seite der Macht steht. Ein Mensch ohne Moral hätte an seiner Stelle Deutschland ins Chaos stürzen oder zumindest einen bestimmten Wirtschaftszweig geradezu vernichten können.

Keinen Plan wovon ich rede? Nagut, dann stell dir folgendes vor.

Ganz Deutschland sitzt leise schluchzend vor dem Fernseher, in Kneipen und auf Plätzen. Das erste italienische Hupen schallt durch die nächtliche Stille, die zuvor nur durch gelegentliche „Ahhhhh“, „och neee“, „oooOOOOO neeiiiiiin“ gestört wurde. Verärgerung macht sich breit und Herr Kerner sagt: „Ausgeglichene Mannschaften .. blablabla … Entscheidung in letzter Minute … wer in diesem Jahr noch italienisch Essen geht, ist kein echter Patriot!

Da würde es aber kräftig im Karton rumpeln. 🙂 Dabei wäre das wirklich noch die harmloseste Variante. Aber – zum Glück – hat er an die deutsche Gastfreundschaft appelliert und uns so eine hoffentlich ruhige Nacht beschert. Dankeschön!

Ich mag immernoch Pizza,
Christian

Das zweite Spiel

Die zweite Halbzeit haben wir im kleinen Kreis dann doch noch miterlebt. Im Gegensatz zum ersten Spiel hatte ich diesesmal wirklich den Eindruck, dass die Spieler vor Anspannung nervös sind. Das sieht man doch vor allem daran, dass die Zahl der gelben Karten in die Höhe geht und so das Spiel erst richtig interessant wird. 😉

Die letzten Minuten waren wirklich nervenaufreibend. Nach dem Abschlusspfiff ging es mit dem Auto auf Verdacht in die Wermelskirchener Innenstadt, um dort auch festzustellen, dass wohl jedes verfügbare Auto wie wir vorhatte, im neuen Kreisverkehr ein paar Runden zu drehen.

Das Ende vom Lied: jede Menge ausflippende 10-35 Jährige und eine Handvoll genervter Menschen der Generation 40+ im größten Stau der Innenstadt seit … bestimmt einiger Zeit. 😉

Als dann die Polizei an uns vorbeidüste – bestimmt um die ersten Alkoholleichen von der Fahrbahn zu ziehen – war der richtige Zeitpunkt gekommen, um die erste WM-Party zu verlassen.

Deutschland – Costa Rica (4:2)

Jetzt mal ohne jeden Sachverstand in Sachen Fussball und rein subjektiv dahergeredet:

Also schlecht fand ich das Spiel nicht. Außerdem konnte ich kein grobes Unvermögen in der deutschen Mannschaft feststellen. Aber auch ohne jede Pressestimme gelesen zu haben, bin ich mir jetzt schon sicher, dass sie doch wieder etwas zum Herumnörgeln gefunden haben. 🙂

Schade, dass sich das Ergebnis so zeitig abgezeichnet hat – ich mag es lieber, wenn nach der Nachspielzeit eine Mannschaft am Boden zerstört ist, während sich die Andere im Freudentaumel umarmt. Ich glaube als Gastspieler in einem Stadion voller deutscher Merchandise-Fans spielen zu müssen, ist aber auch kein Zuckerschlecken. Gerade bei der WM scheint mir der Heimvorteil da immens groß zu sein.

Ich bin gespannt wohin das noch alles führt. Heute stand ich bereits in einem „Noch-rechtzeitig-zum-Spiel-zuHause-sein-muss“-Stau.

Christian

Türkischer Fussball?

Wer in den letzten Tagen das Gerangel um das Spiel der Türkei gegen die Schweiz in der WM-Qualifikation auch nur ansatzweise mitbekommen hat, dem steht wahrscheinlich jetzt noch der Mund offen. Krawall gibt es, besonders im Fussball, ja in fast jedem Land, doch in diesem Fall ziehen die Ereignisse getreu dem Moto „Fussball ist unser Leben“ weitere Kreise. Für die Öffentlichkeit scheint sich das Land nämlich in diese Tagen in einen „Babarenstaat“ verwandelt zu haben, wenn man sich auf Presse und Fernsehberichte verlässt.

Also was ist in der Türkei passiert?

Die Schweiz qualifizierte sich mit 2:4 im Rückspiel (trotz der Niederlage) für die WM in Deutschland und warf die türkische Nationalmannschaft damit aus dem Rennen. Das Bangen hatte erst in der Nachspielzeit ein Ende, in der es der Türkei fast gelang die notwendigen 4 Punkte zu holen. Die Enttäuschung der Gastgeber entlud sich anschließend an den Gästen, wie Augenzeugen berichteten.

Während die Schweizer Spieler auf der Flucht vor Flaschen, Steinen und Feuerzeugen zu den Kabinen rannten, sollen sie von gegnerischen Spielern und Sicherheitsleuten angegriffen und verprügelt worden sein.

„Jeder musste um sein Leben rennen […] Sicherheistleute, und türkische Spieler haben uns angegriffen.“
( Marco Streller, VFL Bochum)

Es ging drunter und drüber. Einige haben am Boden gelegen und wurden getreten.
(Tranquillo Barnetta)

Ein Interview der ARD wird von einem Tumult unterbrochen und der Kameramann vom Sicherheitspersonal geschlagen, als sich dieser umdrehen will, um das Geschehen zu filmen.

Begrüßt wurden die Schweizer im Vorfeld mit einem Banner „Welcome to Hell“ und rohen Eiern.
Schon bei der Abfertigung im Flughafen gab es eine ganze Reihe von Schikanen: Drogenkontrollen und ewig lange Passabfertigung, so dass das erste Training ausfallen musste.
Das ganze begleitet von Hasschören und fliegenden Gegenständen.

Die örtlichen Pressestimmen nach den Vorfällen:

„Wir konnten die letzte Hürde auf dem Weg zur WM nicht nehmen. Dafür haben es die hässlichen Schweizer geschafft, nach Deutschland zu fahren. Sie haben wieder provoziert und für Rangeleien gesorgt.“
(Star)

„Mit ihren Provokationen haben uns die Schweizer in eine Falle gelockt. Über das Ende muss die FIFA entscheiden.“
(Fanatik)

„Die Provokationen der Schweizer haben uns zu Fehlern verleitet. Wir haben Tränen in den Augen und Schmerzen im Herzen.“
(Sabah)

Da scheint sich ja augenscheinlich ein ganzen Land gegen die ausländischen Besucher verschworen zuhaben. Zollbeamte, Bevölkerung (Fans), Sicherheitskräfte, Spieler und die Presse? Und dann gab es da ja noch ähnliche Vorfälle im Jahre 2003 bei einem Spiel der U21.

Das passt aber einfach alles zu schön beieinander, oder? Der neue Vorurteilbaukasten steht also in den Regalen und ein einziges Fußballspiel verunreinigt das Ansehen der Türkei wahrscheinlich nachhaltig.

Und warum ist das ganze nun passiert?

Die Mischung hat es wohl gemacht. Ein gekränkter Nationalstolz (beim Hinspiel wurde die türkische Nationalhymne ausgepfiffen) , Streitigkeiten der Mannschaften im Hinspiel und die verwirrten Gefühle rund um die, in letzter Sekunde, verlorene Qualifikation waren es wohl, die die Türkei nun sogar die Teilnahme an der übernächsten WM kosten könnte. Die Sanktionen der Fifa-Disziplinarkommission werden zum 9. Dezember erwartet.

Ich bin mir sicher, dass sich die Bilder unter den richtigen Umständen auch in anderen Ländern abspielen können, wo doch gerade die zentraleuropäischen Hooligans berüchtigt sind und hier Fussballfanatismus keine Seltenheit ist. Zusammen mit der geballten Enttäuschung von 55.000 Stadionbesuchern kommen da scheinbar immer unliebsame Urinstinkte hoch.

Quellen:

  1. nachrichten.at – Spielübersicht
  2. nachrichten.at – Pressestimmen
  3. sport.ard.de – Augenzeugenberichte
  4. sport.ard.de – Eventbox
  5. diePresse.at – Die Ankunft
  6. Spiegel – Skandal in Istanbul