Der Nationalpark liegt gleich hinter einem Fluss nahe unserer Unterkunft. Wenn man eine Tour mit Guide bucht, heißt es früh aufstehen. Um 4 Uhr gibt es eine heiße Tasse Tee oder Kaffee, um den Kreislauf in Schwung zu bringen.
Mit zwei Gruppen fuhren wir auf einem Pickup vor das Tor des Parks. Unser Guide erzählte uns im Anschluss, dass er es normalerweise vorzieht, den Wald nur zu Fuß zu betreten. Wir marschierten mit Taschenlampen über Wurzeln und schwarze Erde eine halbe Stunde zu einer Würgefeige mit großem Durchmesser. Zwischen den Wurzeln und Ästen waren zahlreiche trockene Plätze, um sich als nachtaktives Tier zu verstecken. Wir setzen uns auf nasse Rattanfächer und warteten.
Die Morgendämmerung setzte langsam ein und man hörte in einiger Entfernung Geräusche, die unsere Guides aufhorchen ließen. Dann strahlte eine Taschenlampe auf und an einem Baum klebte ein Kobold mit großen Augen – ein Spectral Tarsier oder auch Maki. So groß oder klein wie eine gespreizte Hand mit grau-braunem Feld. Er hangelt sich um den Stamm und hüpfte zum nächsten Punkt bis er in einer Öffnung der Feige verschwand.
Für Fotos lockten sie die drei bis vier Makis noch einmal mit Insekten aus ihren Verstecken.
Anschließend trennten wir uns von der großen Gruppe und folgten unserem Führer den Park zu erkunden. Hornbills bekamen wir nicht zu Gesicht – nur ihre Schatten und charakteristischen Fluggeräusche ließen uns einige Male die Baumwipfel absuchen.
Gegen neun lokalisierten die Parkwächter eine Gruppe schwarzer Makaken am Strand. Wir fanden die Familie aus etwa 70 Tieren nahe einer Forschungsstation, als sie einen Feldweg überquerten. Man konnte sich ihnen bis auf wenige Meter nähern, ohne Flucht oder Aggression zu provozieren. Problematischer war das Bombardement aus Ästen und KOKOSNÜSSEN, das um uns herum zu Boden ging. Auf der Suche nach Nahrung gegen die Affen nicht gerade zimperlich mit ihrem Wald um.
Weil Andrea ihr Studium erwähnt hatte, durften wir bei einem Tee mit dem verantwortlichen Biologen in der Station über seine Forschung und Arbeit plaudern. Auf dem Tisch lagen Fallen, die die Forscher im Nationalpark eingesammelt hatten. Die Affengruppe war unterdessen umgekehrt und belagerte die Bäume rund um das Haus. Auch ein Weibchen, das schon in jungen Jahren eine Hand an Wilderer verloren hatte, war unter ihnen.
Es hatte bisher durchgängig geregnet, ohne dabei aber die Stärke des vorherigen Tages zu erreichen, an dem aufgrund schlechter Sicht gar keine Gruppe den Park betreten konnte.
Der Weg zurück führte parallel zum Stand an einem kleinen überdachten Becken vorbei, in das wir nur zufällig einen Blick warfen. Darin schwammen in mehreren Abteilungen Schildkröten unterschiedlicher Größe – teils vor kurzem geschlüpft, teils versehentlich aus dem Meer gefischt – und warteten auf ihre Freilassung.
Am Nachmittag kehrten wir noch einmal alleine zurück, konnten aber keine weiteren Tiere auftreiben. 🙂 Entschuldigen müssen wir uns wahrscheinlich bei unzähligen Spinnen, deren Netze über den Pfad gespannt waren. Wir waren bei der Rückkehr geradezu eingesponnen.
Am nächsten Tag kurz vor Mittag teilten wir uns mit zwei Niederländerinnen ein Auto, um in Manado ohne Überraschungen die Fähre nach Siladen zu erreichen.