Bei der Fahrt zur FH heute morgen, hab ich mal komplett aufs Auto für die ersten Kilometer zum Bahnhof verzichtet. Grund war natürlich das EM Spiel gegen Kroatien – Public Viewing in der Kölnarena. Die Stimmung in der fast komplett vollen Halle war wirklich mitreißend. Selbst im Stadion bekommt man kein so lautes Pfeifen und Aufschreien zu hören – muss wohl an der geschlossenen Akustik liegen. 😉
Ich hatte, trotz bekannt unglücklichem Endergebnis, meinen Spaß beim Spiel, was nicht nur an der guten Versorgung mit Bier lag. Viele Torchancen, einige unglückliche Entscheidungen der Schiedsrichter – es gab wirklich genug Anlässe von den Sitzen zu springen.
Auf dem Rückweg über den Deutzer Bahnhof (der Durchgang zur U-Bahnstation an der FH wurde ziemlich rigoros von Polizeikräften abgeriegelt) noch ein kurzer FastFood-Stop in der Innenstadt. Am Bahnhof trennten sich dann unsere Wege. Um kurz nach 21:00 war ich am Solingen Hauptbahnhof, ein paar Minuten später in Solingen Mitte.
Dort wurde mir schmerzlich in Erinnerung gerufen, wie provinziell doch die Solinger Stadtwerke die äußeren Stadtteile insbesondere Burg anfahren. Mit dem Nacht Express kam ich gerade mal bis Krahenhöhe, um von dort die Heimreise „per pedes“ fortzusetzen. Geplant war das freilich nicht, aber da mein Handyakku durch zahlreiche „WO BIST DU? ICH VERSTEH KEIN WORT. DAS IST SO LAUT HIER!“ Gespräche leer gesaugt war und die Telekom sämtliche Münzfernsprecher an den mir bekannten Standorten am Weg entfernt hatte, war ich in meiner Wahl doch sehr eingeschränkt.
Der Himmel hielt diesen Zeitpunkt wohl für den idealen Beginn von Bindfaden-Dauer-Regen. Mit Kapuzen-Pullover auf asphaltierten Gehwegen zwar ärgerlich, aber ertragbar. Sobald die Häuser an der Straße aber weiter auseinander stehen, wird er gesäumt von zwei Grasflächen. Dieses Grünzeug steht derzeit hüfthoch in voller Blüte und bildet im triefend-nassem Zustand ein wunderbares Spalier, das einem die Hosenbeine innerhalb kürzester Zeit von allen Seiten sehr effektiv befeuchtet.
Beim Fußweg nach Unterburg hat man dann die schwere Wahl, ob es links oder rechts der Straße durch den schlammigen, stock-finsteren Wald gehen soll. Es schmatzt und schnalzt der Matsch und Waldboden unter den Sneakern, während man gleichzeitig versucht die begehbare Schneise im Dickicht zu finden und den gigantischen spiegelnden Flächen auszuweichen, die auf beiden Seiten des Weges lauern. Kaum zu glauben – auch dies habe ich ohne Verletzungen der Knöchel und mit meiner Deutschlandflagge als Schal überstanden.
Nur steht man danach erst in Tal und darf sich auf den kurvenreichen Aufstieg nach Oberburg freuen. Machen wir es kurz: 2:20h durch Nässe, Kälte und Dunkelheit.
Das nächste Mal schlafe ich lieber gleich irgendwo im Auto. Die Kopfschmerzen und das Kratzen im Hals kann ich jetzt schon deutlich spüren – dabei hat Andrea doch am Samstag feierliche Zeugnisvergabe und Abiball, wo ich einfach fit sein muss. Neuer Anzug, neues Hemd – die ganz großen Geschütze halt. 😉