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Wenn der Deckel klemmt

Ich fahre noch immer jeden Morgen mit dem Bus zur FH. Warum? Weil die Haltestelle schön in der Nähe liegt und ich in den letzten tagen um jede Stunde Schlaf ringen musste. Auf den letzten Kilometern wird mir noch immer regelmäßig speiübel. Bemerkenswerter Weise tritt das Unwohlsein mit einer spannenden Lektüre in den Händen später ein – womit ich mich wohl von vielen anderen unterscheide.

An der Haltestelle – auf den Bus nach Hause wartend – durfte ich mir anschauen, wie Mitarbeiter der Bahn (möglicherweise auch der Stadtwerke) mit einem klemmenden Deckel zu einem Kabelschacht umgehen – so ein schweres Teil aus Beton mit Metallrahmen, ähnlich den kleinen gewöhnlichen Kanaldeckeln.

Es standen mindestens 7 Personen ratlos und diskutierend vor der verschlossenen Öffnung, die sich keinen Millimeter aus ihrer Verankerung heben lassen wollte. Zwei Männer mit den Spezial-Hebewerkzeugen hoben sich zunächst einen Wolf. Ein Lieferwagen voller Werkzeug wurde an der nahen Straße geparkt und ausgeladen: Mehrere Bretter, Eisenstangen und Rohre wurden ausgeladen und neben dem Schacht platziert. Ein Arbeiter begann mit einem riesigen Brecheisen rhythmisch auf den Spalt zwischen Deckel und Verankerung einzudreschen. Nach einigen Minuten sah er ein, dass seine Methode nicht zum gewünschten Erfolg führte und holte den Plan B aus dem Lieferwagen.

Ein Presslufthammer von der Größe eines Bodenverdichters wurde lautstark in Betrieb genommen und zertrümmerte – auf der klemmenden Kante aufgesetzt – gleich die umliegenden Pflastersteine mit. 😉 Immerhin konnte der Deckel auf diese Weise bis zu einem kleinen Spalt aufgestemmt werden, bis er wieder verkantete.

Dies war wieder das Stichwort für die Meister der Brechstangen, die ihre Chance sahen, sich über wahrscheinlich sämtliche Arbeitsvorschriften hinwegzusetzen. Da wurde zu zweit auf der Eisenstange herum gesprungen, bis die Personen ihren vorhersehbaren Abflug machten und nur so über den Gehweg purzelten. 🙂 Ein böser Junge hätte sich für ein Video der Situation bestimmt ein paar hundert Euro bei den bekannten Pannenshows verdienen können.

Knappe 20 Minuten später war die Operation aber doch geglückt und es wurde zunächst ein wassergefülltes verstopftes Schmutzsieb herausgezogen und ein paar Meter weiter zur Hälfte in den nächsten Kanal entleert, bis jemand anmerkte, dass diese Aktion das Problem möglicherweise nur um wenige Meter verlagern könnte. ^^

Dann kam leider auch schon mein Bus – sonst könnte ich euch möglicherweise auch noch mitteilen, wie viele Arbeiter nach der Anstrengung – eine Zigarette rauchend – in das gähnende Schwarz gestürzt sind.

Lustige Truppe. Hab vergessen den nächsten Punkt ihrer Tournee zu erfragen.

Nervöses Zucken beim grossen Bauer

Ich kann mich kaum darauf konzentrieren, die richtigen Buchstaben auf der Tastatur zu finden. Ich habe vor 20 Sekunden den schlimmsten aller Sinneseindrücke am eigenen Leib zu spüren bekommen.

Ich konnte nie nachvollziehen, warum sich manche Menschen die Haare ausraufen, wenn man mit Kreide (oder noch schlimmer mit den Fingernägeln) über eine Schultafel kratzt. Doch nun habe ich wohl meine Achillesferse entdeckt und einen Anschlag der J. Bauer GmbH auf meinen Seelenfrieden nur knapp überstanden.

Was macht ihr, wenn ihr euch einen leckeren Joghurt einverleiben möchtet? Ich zumindest hole das Zielobjekt im Plastikbecher aus dem Kühlschrank und mache mich (natürlich mit einem Teelöffel bewaffnet) auf, um einen geigneten Platz für das Mahl zu finden. Dort löse ich den Aluminiumdeckel möglichst so komplett ab, dass er nicht an irgendeiner Stelle zerreißt. Dieser ist an der Unterseite meist mit dem vorzüglichen Milchprodukt überzogen. Da ich ja kein Verschwender bin, wird die Seite selbstverständlich in 2-3 Zügen sauber geleckt …

In mir zieht sich jetzt noch alles zusammen wenn ich nur daran denke. Der Hersteller von „Der grosse Bauer“ verwendet nämlich als Deckel – wie kann ich es am besten beschreiben – bestanzte Aluminuimfolie (es reiht sich ein „Bauer“-Schriftzug an den anderen). Ich nehme an, dass diese Einprägungen Schuld an meiner frischen Joghurtdeckelphobie sind. Das Gefühl, an dieser Oberfläche mit der Zunge entlangzugleiten wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht!

Yoghurtdeckel

Ich dachte immer, die Nahrungsmittelindustrie überlässt nichts mehr dem Zufall. Nachdem was ich so gelesen habe, wird doch heutzutage Farbe, Geschmack, Konsistenz und sogar das Geräusch beim Kauen bis ins Detail voraus geplant. Haben die Tester der Firma Bauer etwa noch nie einen Deckel abgeschleckt? Wird dort alles in glatten weißen Keramikschalen serviert?

Vielleicht liegt es aber auch nur an mir – wenn mir jemand dies bzgl. seine Erfahrungen mitteilen könnte, wäre mir sehr geholfen.

Ich hab mal eine Email an die Kontaktadresse der Firma geschrieben. 🙂

Christian

Nachtrag:

Sehr geehrter Herr Tausch,

vielen Dank für Ihr E-Mail und Ihr Interesse an unseren Produkten.

Wir haben vor Jahren auf einen anderen Deckeltyp (glatter Deckel) umgestellt, da diese Deckel eine sichere Versiegelung auf dem Becher gewährleisten und gleichzeitig die Becher optimal geöffnet werden können. Ein weiterer Vorteil dieses Deckels ist die bessere und ansprechende Optik des Druckbildes durch die glatte Oberfläche sowie die bessere Lesbarkeit des aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatums.

Die „Noppen“ auf der Rückseite des Deckels benötigen wir, damit die Vereinzelung der Deckel in der Abfüllmaschine gelingt. Daher können wir auf diese Noppen nicht verzichten.
Wir können Ihnen aber versichern, dass diese Noppen gesundheitlich völlig unbedenklich sind.

Nehmen Sie den restlichen Joghurt auf dem Deckel doch einfach mit dem Löffel ab, so vermeiden Sie das für Sie unangenehme Gefühl auf der Zunge und Sie „verschenken“ auch keinen Joghurt.

Nochmals vielen Dank für Ihr Schreiben und Ihr Verständnis. Sollten Sie noch Fragen zu unserer Stellungnahme haben, so lassen Sie es uns wissen. Weitere Informationen zu unserer Firma und unseren Produkten können Sie unserer Homepage entnehmen unter www.bauer-milch.de.

Viele Grüße aus Wasserburg
Ihre
J. BAUER GMBH & CO. KG
Milchverarbeitung

Ich freu mich, dass ich eine richtige Antwort gekommen habe. Das spricht wirklich für den Kundensupport. Aber mit dem Löffel den Joghurt abnehmen? Das ist irgendwie nicht das Selbe …

😉