Archiv der Kategorie: Modern Life

Tafraoute

Wir führen von Legzira noch für eine Nacht ein paar Kilometer weiter entlang der Küste ins südlichere Sidi Ifni, wo wir – allen Wellen zum Trotz – in der Hitze des frühen Nachmittags ins Wasser gingen.

Bei der Ankunft pries man uns noch den Swimmingpool an – wir hätten aber besser darauf hingewiesen, dass wir diesen auch gerne mit Wasser gefüllt hätten. Wieder etwas dazu gelernt. 😉

Nun sind wir mitten in den Bergen in Tafraoute – umringt von roten Felsen und steinigen Ebenen, aus denen die Stadt wie eine Oase hervorbricht. 

Hier kann man Berberdörfer und blaue (bzw. inzwischen bunte) Felsen besichtigen, die ein Künstler vor Jahren angestrichen hat. Im Norden liegt das Tal der Ammeln und im Nordosten die palmenbewachsene Schlucht Ait Mansour. 

Am Tag der Ankunft zogen wir uns die Wanderstiefel an, gingen vom Campingplatz auf direktem Wege zum nächsten höheren Berg und suchten uns einen Weg über Geröll und große Felsen bis zur Spitze, von wo wir sowohl Tafraoute als auch das Tal der Ammeln überblicken konnten, während uns der Wind an der Kopfbedeckung zerrte. Am Fuße des Berges standen einige bewohnte Zelte, um die wir auf dem Rückweg einen größeren Bogen schlugen um einen angemessenen Abstand zu wahren.

Im Stadtzentrum sprach uns ein Tuareg an, der Fahrräder verleiht und auch ein abseits gelegenes Geschäft mit Trödel, Schmuck und Teppichen aus der Region besitzt. Nach der Führung durch seine Räume fühlen wir uns abschließend über Knüpftechniken, Muster und Verwendung der Ware informiert.

Bei den Rädern griffen wir am nächsten Morgen zu und fuhren am Vormittag zu den farbigen Felsen und am Nachmittag durch das Tal im Norden.

Das Tal der Ammeln war mit dem Rad ein beschwerliches Stück Weg. Wir hatten freie Sicht auf die Bergflanke in Form eines Löwenkopfes, fanden im Tal aber nur verschlossene Türen vor und abseits der schmalen Hauptstraße nur Trampelpfade und Schotterpisten die den Rädern einiges abverlangten. 

Nach der ungeplanten Hungerstrecke gab es ein reichliches Abendessen erst wieder in Tafraoute. Ich bin dem Couscous hier verfallen, der mit dem Gemüse der Jahreszeit serviert wird. Mitte Oktober sind das Möhren, Kartoffeln, Aubergine, Zucchini und Kohlrabi. Dazu ein frischer Minztee mit viel Zucker und die Anfänge einer Erkältung verschwinden wie von Zauberhand.

Motorisches Gedächtnis

Wenn ich im Büro konzentriert einen längeren Text lese und nur die rechte Hand an der Maus für die Navigation nutze, wandert meine linke Hand grundsätzlich auf die Tasten WASD, der Daumen in Lauerstellung über der Leertaste.

Mein Unterbewusstsein ist offensichtlich jederzeit bereit für den Einstieg in die nächste Spielrunde. Einfach zu entlarven.

 

Fliegende Enten

Es gab heute einen ersten Versuch die Enten im Atrium einzufangen. Man war gut vorbereitet und hatte einen einladend workenden Metallgitterkäfig dicht an eine Gebäudeseite gestellt. Daneben war ein Zaun über einige Meter Länge angebracht, um die Enten in die Öffnung des Käfigs zu führen.

Als der Fänger langsam und ruhig die Herde vor sich her trieb, musste er nach wenigen Metern feststellen, dass ihnen der Luftweg inzwischen nicht mehr verschlossen ist. Sobald ihnen der Platz vor den Schnäbeln zu knapp wurde, flatterten sie über die Aufbauten und später über seinen Kopf hinweg in die nächste Ecke.

Wie Katz‘ und Maus. Fragezeichen. Versuch abgebrochen.

Kleine Enten, große Enten

Vorgestern ist mir auf dem Weg zum Mittagessen die Entenhorde am Fenster zum Atrium in ihrer Vollständigkeit vor die Kamera gelaufen. Kaum zu fassen wie groß die Bande in etwas mehr als einen Monat geworden ist:

Enten

Es sind immer noch alle 9 bei bester Gesundheit, aber inzwischen auf sich alleine gestellt. Die Flucht nach oben wird nicht mehr lange auf sich warten lassen – vielleicht noch 2 Wochen.

An der Brottheke

In letzter Zeit meldet sich am Vormittag um halb 10 mein Magen und hätte gerne die erste Mahlzeit des Tages. Dem frühen Start in den Tag geschuldet, bekomme ich vorher noch kein Frühstück herunter und für die Vorbereitung einer Brotzeit daheim fehlt mir die mentale Zielstrebigkeit, wenn ich gerade erst unter der Bettdecke hervorgerollt bin.

Gegen die Morgenträgheit hilft der zügige Gang durch die frische Morgenluft zum nächsten Bäcker, wo man die Kohlenhydratreserven aufstocken kann, um die drei Stunden bis zum Mittagessen durchzuhalten.

Allerdings trage ich mit den Angestellten dort einen Konflikt aus, in dem ich bisher unterlegen bin, obwohl ich definitiv am längeren Hebel sitze.

Entgegen meinen ausdrücklichen Wunsch, sowohl herzhaftes als auch süßes Backwerk in ein und dieselbe Tüte zu packen, erhalte ich statt einer einzigen Papiertüte nur ein belehrendes Kopfschütteln und gelegentlich die Auskunft, dass dies ja nicht ginge, weil die unheilige Verbindung von Karoffelbrötchen und Schweineohr eine Sünde vor dem Herren darstellt [paraphrasiert]. Wenn ich anmerke, dass die beiden Tüten wie auch ihr Inhalt noch auf der Grenze des Bäckerei-Parkplatzes zuknüddelt bzw. vermengt am selben Ort ihr Ende finden und der Grund für die bescheidene Anfrage mein ökologische Gewissen ist, lockert dies die festgefahrene Situation nur scheinbar für einen kurzen Moment.

Irgendwo da draußen werden Handbücher für den bzw. die Bäckereifachverkäufer_in angeboten, in denen die Apartheid von Zuckerguss und Käse, Sonneblumenkern und Schokoladenüberzug bzw. Rosine und Maillard-Kruste in Beton gegossen ist.

Die heutige Schlacht mag zwar verloren sein, aber der Krieg zwischen beiden Seiten der Verkaufstheke ist es nicht! Keine Brötchen sind auch keine Lösung.

Neue Kratzer im alten Lack

Die Fluch des Palettenparkplatzes hat mich ereilt. Gestern morgen hatte ich in einer menschen- und autoleeren Garage mit nassen Reifen eingeparkt bzw. aufgeparkt. Am Nachmittag kam dann der Anruf eines Kollegen vom Empfang, dass da wohl etwas nicht so ganz stimmen könne.

Und siehe da – mein Auto war seitlich über den abgeschrägten Teil der Palette gegen den Antriebskasten gerutscht und wahrscheinlich von anderen Parkplatznehmern schon einige Male per Verschiebevorrichtung an diesem entlang bewegt worden. :/

Mir blieb nur noch stark einzulenken und mein Auto vorsichtig vom seinem unfreiwilligen Bremsklotz zu entfernen. *seufz* Der Radkasten hat ein paar „Geschwindigkeitslinien“ am hinteren Radkasten abbekommen, die man aber wahrscheinlich mit etwas Aufwand glätten kann. Nachgemessen habe ich es zwar nicht, aber beim Radstand des Astra habe ich bei vollständigem Kontakt beider Reifen mit der ebenen Auflagefläche der Plattform nur insgesamt 5 cm Luft um nicht wieder in der selben Ausgangslage zum Stehen zu kommen.

Neue Richtlinie für den morgentlichen Start in den Arbeitstag: Besser weiter links als rechts stehen und die Präzensionsfahrt mit Blick aus der leicht geöffneten Beifahrertür zum Abschluss bringen.

Der Stolz ist angeknackst, trotz Abwesenheit zum Tempore incidentium. Ich werde es verkraften. 🙂

Gläserparkplatz

Für das kommende Pfingstwochenende, wo die Pfarrjugend wie jedes Jahr ein Kinder- und Jugendlager organisiert, habe ich einen neuen Gläserparkplatz bzw. Becherparkplatz erstellt. Man stellt seinen verwendeten Becher auf „seinen“ Platz und findet ihn auch wieder, wenn die nächste Erfrischung fällig ist. So muss weniger gespült werden und es gibt einen festen Abstellort. Die Idee haben wir früher schon auf Papierrolle realisiert, aber diese Variante war durch verschüttete Getränke nur einmal zu gebrauchen.

Gläserparkplatz

Nun haben wir den Parkplatz auf wasserfester Werbefolie (550g pro m²) in den Maßen eines Bierzeltgarnitur-Tischs (2m * 0,5m). Damit sollte er abwaschbar und einigermaßen reiß- und kratzfest sein.

Beim Entwurf habe ich mich bemüht in wirklich allen Köpfen das Gedächtnis anzuregen. Neben Position und Nummerierung hat jeder Kreis ein eindeutiges Symbol, das ich mir aus frei-verwendbaren Zierrat-Schriftarten (Dingbats) entliehen habe. Im Hintergrund ist zusätzlich noch einen Regenbogen-Farbverlauf, aufgelockert durch Tintenkleckse, damit die unweigerliche Verschmutzung erst spät auffällt.

Ich hoffe, dass sich die Investition von ~30€ (inkl. Versand) gelohnt hat. Es geht noch ein paar Euro billiger wenn man rechtzeitig bestellt. 😉

Lebensraum Atrium

_DSC2038Bei uns im Büro liegt die Arbeit still. Am Wochenende ist im bepflanzten aber nicht begehbaren Innenhof (wir sitzen in der 1. Etage) neues Leben geschlüpft. Eine Ente hat sich den wind-geschützten Platz in kompletter Ignoranz möglicher Nachteile als Standort für ihr Gelege ausgesucht. Nun watschelt sie mit ihrem Nachwuchs durch die knappe Begrünung, während sich die Kleinen an ihr neues TrumanShow-eskes Leben gewöhnen.

Aus ihrer Sicht besteht die Welt aus 20 Quadratmetern Grün mit Kieselsteinen. Oben der blau-graue Himmel und gelegentlich blicken faszinierte und entzückte Augen durch die spiegelnden Flächen, die ihr Universum begrenzen. Ein wahrlich atriumzentrisches Weltbild, das sich dort etabliert bzw. anerzogen wird.

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Wir haben auch schon handfestere Indizien für eine Einmischung der „Deus ex machina“: Ein improvisiertes Wasserloch und zwei Tonschalen mit Futter und Trinkwasser haben ihren Weg in den Hof gefunden. 🙂

Ob jemand schon einen Plan hat, zu welchem Zeitpunkt man der jungen Familie die Türen öffnet, weiß ich nicht. Spielen da Fragen der Aufklärung eine Rolle?

  • Sollen die Enten die Grenzen ihres Weltbildes aus eigenem Antrieb durchbrechen?
  • Darf/Muss man sie zur Emanzipation erziehen – sie täglich vor die Wahl stellen ihr goldenes Gefängnis zu verlassen oder zu bleiben?
  • Hält die fütternde Hand den Antrieb zur Selbstverwirklichung etwa bewusst klein?

Ich möchte die Angelegenheit ja nicht unnötig groß reden, aber ich bin so kurz davor eine Demo zu organisieren – ich weiß nur noch nicht wofür.

Mit Bestimmtheit weiß ich nur: Voll süß.