Der Bus brachte uns an den Aufstieg zum Pico do Facho, wo wir unsere erste Levada-Wanderung begannen. Diese schmalen Wasserkanäle durchziehen die ganze Insel, schmiegen sich mit sanftem Gefälle an die Hänge, bewässern je nach Bedarf die Gemüsefelder unterhalb und eignen sich sehr gut dazu, neben ihnen gehend Orte abseits der großen Straßen zu entdecken. Auf den Feldern wachsen in kleinen mit Mauern begradigten Parzellen Mais, Kohl, Zucchini, Kürbisse und jede Menge kniehoher Wein, der jetzt im August nur noch ein paar Wochen bis zur Reife benötigt.
An einer Abzweigung verlassen wir das Wasser und steigen an einer kleinen Brandrodung vorbei hinauf zum Boco do Risco, wo wir den Grad überschreiten und mit einem Mal freie Sicht auf die steile Küste zwischen Porta da Cruz im Westen und der Halbinsel Sao Lorenco im Osten haben. Der Pfad führt durch einen Wald von Lorbeer- und Eukalyptus-Bäumen, bis sich dieser ausdünnt und nur noch der freie Blick hinunter zur Küste übrigbleibt. Nur ein Schritt und 300m taumelnder Fall entfernt. Eine gewisse Schwindelfreiheit und Vertrauen in seine Beine sollte man also im Gepäck haben. Belohnt wird man mit atemberaubenden Ausblicken an jeder Biegung.
Irgendwann wird der Pfad wieder zum Weg und Porta da Cruz liegt mit seinem schwarzen Strand unterhalb. Es geht wieder durch Weinfelder an Levadas hinab. Wie mieden an diesem Sonntag das überfüllte Strandbad und warfen uns gleich am Fuße des Berges in die Wellen, um bedeckt mit klebendem schwarzen Stand wieder hinaus zu steigen. Den wird man erst an der Stranddusche wieder los.
Die Busfahrt zurück an die Südostküste ist eine Attraktion für sich. Die Straße schlängelt sich in absurd vielen und steilen Biegungen bis hoch nach Portela. Der Reisebus hupt vor jeder Kurve und fährt dann doch mit hoher Geschwindigkeit hinein, um gelegentlich von Gegenverkehr überrascht zu werden. Dann geht es auf der anderen Seite auf gleiche Art und Weise wieder hinab.