Archiv für den Monat: August 2009

Tag 15 – Gamleby

Gamleby – Kilometer 1461. So ein schöner Tag und nu muss es beim Zeltaufbau anfangen zu regnen. Da ist es natürlich sehr von Vorteil, wenn man das inzwischen auch mit verbundenen Augen kann.

Heute morgen hab ich mir an der Rezeption bei strahlendem Sonnenschein die kostenlose Tourikarte, sprich die Radroute, geben lassen und bin einfach der groben Beschreibung und den Wegweisern gefolgt. Zwei Mal zu Beginn und ein größeres Stück am Schluss musste ich über die E22, sonst gab es nur Schotterwege, Wälder, Moos, Dörfer, Buchten, Eichhörnchen und mich. =) Der Weg führte nie 20m geradeaus und wenn, dann lag zumindest ein Hügel dazwischen. So richtig knackig anstrengend, aber perfekt ausgewogen. Die normale Beschilderung in Oskarshamn sagte etwas von 64km bis Västervik. Bis nach Gamleby etwas weiter nördlich hab ich nun fast das doppelte gebraucht.

Aber es lohnt sich wirklich das Tempo raus zu nehmen. Man sieht viel mehr, es bleibt Zeit für die zwei Äpfel und den Milchreis um 2 (ein neues Ritual von mir) und man kommt trotz verspätetem Aufbruch zeitig an.

Hab einige schöne Bilder heute gemacht – leider noch immer kein Elch dabei.

Meine Kette hörte sich auf den letzten Metern gar nicht mehr gut an, da muss ich nach knapp 1500 km wohl mal etwas Öl investieren. Bisher konnte ich leider nur riesige Sprühdosen finden, aber inzwischen kauf ich mir lieber sowas, als weiter das Metall reiben zu hören. Hoffentlich ist es damit auch getan. *hoff*

Da fällt mir noch ein: Gestern Abend hab ich mir ne 3min-Suppe auf der Brennpaste gekocht. Das ging erstaunlich gut, obwohl ich den Topf die ganze Zeit über die Flamme halten musste.

Nun muss ich mich nur noch überwinden durch den Regen zur Dusche zu laufen . Brrrrr. Mit der zweiten Suppe wird es wohl auch schwierig so. Schade, das salzige Zeug täte mir jetzt ganz gut.

Tag 14 – Oskarshamn

Oskarshamn – Kilometer 1354. Den ersten Teil der heutigen Strecke würde ich jedem empfehlen, der einfach mal einen Tag an der schwedischen Küste radeln will. Gleich hinter dem Zeltplatz konnte ich rechts in einen Feldweg einbiegen, der mich entlang der Felder nach Rockneby brachte. Von dort einfach immer östlich der Hauptstraße halten und man kommt automatisch durch alle malerischen Küstendörfer – über Pataholm und Timmernabben bis nach MönsterÃ¥s. Irgendwo hab ich mir da zwei Brötchen und einen kleinen Käse gekauft und mich damit auf den Steg zwischen die Boote gesetzt. Bei dem tollen Wetter in den Mittagsstunden eine echte Wohltat.

Danach wurde es allerdings wieder etwas schwieriger. Ich folgte dem Radweg neben der E22, bis ich auf einen Wegweiser der Radroute stieß, der mich entweder über oder direkt auf die E22 schicken wollte. Ich nahm erstes an und folgte dem Weg. Leider folgten keine weiteren Schilder mehr und 6km weiter stand ich wieder kurz hinter MonsterÃ¥s. Im Kreis gefahren.

An der ursprünglichen Abzweigung, jetzt inklusive Wolkenbruch sprach ich einen Radfahrer an, der sich das Schild auch nicht erklären konnte. Er ließ sich nicht davon abbringen, noch einmal mit mir in die selbe Richtung zu fahren. An einer Abzweigung, wo sich der Straßenbelag zu Schotter änderte, hielt wir eine Autofahrerin an und kamen zum Schluss, dass dies wirklich der einzige Weg parallel zur Hauptstraße ist. Der Radweg wird im Nirgendwo einfach beendet …

Die Fahrt durch die Wälder bis Emsfors war dann aber wieder trocken und schön. Dort wäre die Gelegenheit für Elch und Bär gewesen, mir über den Weg zu laufen – hat leider nicht geklappt. 😉

Bis nach Oskarshamn waren es dann wieder 8km über die Hügel. Mir hats dann gereicht und ich hab den Campingplatz im Norden der Stadt angefahren.

Für morgen muss ich mir wieder Hilfe holen, denn meine Karte hat keine parallele Straße im Angebot, die nicht mindestens 30 km ins Inland führen würde. Ein Schild der Radroute hab ich auch schon gesehen. Wenn die mich aber wieder auf die E22 schickt, muss ich die nicht wirklich haben. Morgen ist irgendwann auch ein Kartenwechsel erforderlich und dann hab ich Stockholm zumindest vor Augen. 🙂

Trotz angenehmer Temperaturen am Tag ist es nachts übrigens verdammt kalt. So langsam verstehe ich Nikos Vorbehalte vor den kompakten Schlafsäcken. Mit kalten Füßen bekommt man wirklich kaum ein Auge zu.

Tag 13 – Kalmar

Kalmar – Kilometer 1257. Heute war ein recht ruhiger Tag. Mit längeren Pausen hab ich es trotzdem auf 100 km geschafft. Besonders die „Abkürzung“ war verblüffend einfach zu fahren. Wahrscheinlich hab ich gestern so viele Hügel gesehen, dass hier alles nur noch verhältnismäßig flach erscheint. Das Städtehopping auf dem letzten Abschnitt hatte es allerdings wieder in sich. Eigentlich wollte ich es noch 30 km weiter schaffen, aber am letzten Kreisverkehr hatte ich die Wahl zwischen Campingplatz und dem Miniseitenstreifen der E22 – die Entscheidung war leicht.

Der Campingplatz liegt auf einer Landzunge und ist somit vom Wasser umgeben, was einiges her macht. Das Meergefühl kommt trotzdem nicht auf, weil hier die Insel Öland (hoffentlich richtig, hab keine Karte mit zu Steg genommen) die Sicht versperrt. 🙂

Im Zelt nebenan wohnen zwei Jungs aus London, mit denen ich mich quasi fließend unterhalten kann. Es liegt sonst nicht nur an mir, sondern am Zusammenspiel mit den Scandinaviern – gut zu wissen. 😉

Für morgen kann ich gar kein Zielpunkt nennen – meine Planung stützte sich voll auf die Europastraße, die ich nun mit viel Mühe umfahren muss. Dann werden langsam auch die Entfernungen zwischen den Campingplätzen größer – da muss ich auch acht geben, wenn ich abends unter die Dusche will. 1-2 Tage werde ich so schon brauchen denke ich. Vielleicht plane ich den letzten Teil gleich im Zelt noch mal neu mit realistischen Entfernungen.

Und ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Mein Hinterteil würde das Ganze nicht unbegrenzt weiter mitmachen. Ich brauche dazu so einen Null-Reibung-Anzug wie sie ihn die Schwimmer bald alle übrig habe. ^^

Tag 12 – Karlskrona

Karlskrona – Kilometer 1159. Hätte nicht gedacht, dass ich es heute soweit schaffe, so taten mir beim Aufbruch die Beine weh. Dafür konnte ich das Zelt trocken abbauen. Ich hab inzwischen aufgehört, mir an der Rezeption den Wetterbericht geben zu lassen – nach ein paar Stunden bin ich eh zu weit weg, als dass er mir noch was nützt. Keine Ahnung, ob es heute überhaupt geregnet hat, kalt war es aber auf jeden Fall.

Von Immeln bis Pukavik musste ich zunächst wieder beweisen, dass das Bergische Land meine Heimat ist. Dann stieß ich auf die E22 und der Tag schien gerettet: Ein breiter Seitenstreifen auf dem ich ganze 5 Kilometer bleiben durfte, bis mich dicke Schilder mit dem Symbol „Autostraße“ im Nirgendwo aussetzten. Eine E22 Ö mit einem Ö wie in Ömgehung wurde für einige Stunden meine Heimat. Entworfen von einem echten Sadisten verläuft sie irgendwie zwischen der E22 und einer Bahnlinie. Für die Autobahn und den Zug wurde jeder Berg gespalten oder abgetragen und jedes Tal mit einem Damm begradigt und für meinen Route … nichts. 😉 Wenn man den 5. Tag in Folge wieder der 120 entgegen fährt … Ich will es mal so formulieren: Man hat sehr viel Zeit zum nachdenken.

Irgendwann war ich dann doch in Ronneby angekommen und suchte mal wieder verzweifelt nach der Richtung. Alle Fernziele führen zur Autobahn und auf meiner Karte fehlen die Hälfte der Stadtteile – das alte Problem. Da bog ich plötzlich neben einem Pärchen ein, das mit deutlich professioneller wirkender Ausrüstung auf dem Rad unterwegs waren. Sie kamen wie sich schnell herausstellte nicht nur aus Deutschland, sondern waren auch noch in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Schnell war ich wieder auf Kurs und kreuzte wieder die E22, die in meinem Plan nun wieder als normale Straße eingetragen war. Also schnell die Auffahrt hoch und siehe da: Ein abgegrenzter Seitenstreifen und ich war sogar nicht alleine. Bis kurz vor Nättraby kamen mir ein Radfahren und ein Fussgänger entgegen. 8 Kilometer vor Karlskrona musste ich wieder runter, aber das Ziel vor Augen konnten mich Umwege nicht mehr abschrecken.

Mein Handyakku war fast leer, also wollte ich die örtliche Jugendherberge ansteuern. Doch gleich am Ortseingang sah ich den Campingplatz zu meiner Rechten – da hats einfach Klick gemacht. ^^

Aufladen durfte ich dann für eine Stunde in der Rezeption und es wird wieder ein paar Tage reichen. Morgen versuche ich schräg über das Inland abzukürzen. Da sieht man auch wieder mehr, als wenn ich der E22 am Rockzipfel hänge. Kalmar und Umgebung ist mein Ziel für morgen.

Kurz nach 8 – Zeit schlafen zu gehen.

Tag 11 – Nicht ganz zur Küste

Immeln – Kilometer 1041. Den ganzen Tag hab ich in meiner Regenjacke geschwitzt. 😉 Immer wenn ich sie auszog, lauerte 2 km weiter der nächste Schauer. Also lieber in voller Montur durchfahren. Dabei hab ich, soweit sich das am kleinen Bildschirm sagen lässt, ein paar ziemlich dramatische Unwetterwolken abgelichtet.

Ich bin trotz 124km heute noch immer min. 40km zurück, die ich auch nicht mehr aufhole – dafür war ich bei der Planung zu optimistisch. Morgen erreiche ich kurz nach Mittag die Küste bei Karlshamn und fahre dann einfach drauflos. So viel Zeit mussim Urlaub schon sein.

Inzwischen sieht es hier auch richtig nach Schweden aus. Überall die typischen Holzhäuser in Rot- und Gelbtönen, der Briefkasten direkt an der Straße – manchmal sogar auf der anderen Seite. Dann wieder Weiden mit riesigen abgerundeten Findlingen, zwischen denen unbekümmert die Schafe futtern.

Mal sehen ob das an der Küste auch noch so ländlich bäuerlich ausschaut. Irgendwann fahre ich die Strecke bestimmt mal mit weniger Zeitdruck …

Tag 11 – Im Wald

Ich bin heute morgen um halb 10 vom Campingplatz aufgebrochen. Das war auch das erste Mal seit Mitternacht, dass sich der Regen eine Pause gönnte. Ich mied die Innenstadt dieses Mal komplett und bog gleich nach Osten ab, um mich später nach Norden zu meiner eigentlichen Route vorzutasten. Das klappt auch hervorragend – das Land ist hier nämlich wirklich weitegehend Flach. Zumindest bis hinter Klippan, wo ich mich gerade in einem Waldweg vor einem Unwettrr verstecke, dieses Mal ohne Blitz und Donner. So langsam gebe ich die Hoffnungauf, dass hier nur eine große Wolke über mich hinwegzieht, darum kommt gleich meine Regenhose das erstenMal zum Einsatz. 😉

Vor Hässleholm in etwa 35km durchbreche ich auch die 1000km – Marke. =)

Auf gehts!

Tag 10 – Bräune und so

Andrea wird einen von der Sonne entstellten Freund wiederbekommen. Nicht, dass ich mir hier jeden Tag den großen Sonnenbrand einfange – dafür sorgt schon mein Lichtschutzfaktor 30, den ich heute wegen dem regnerischen Wetter allerdings etwas spät aufgetragen habe.

Nein, das Problem ist die Verteilung der Bräune. Mein Radtrikot geht mir bis zu den Handgelenken, Handschuhe trage ich nicht und die gepolzerte Hose hört oberhalb der Knie auf. Sowohl an den Handgelenken als auch über meinen Knien, verläuft also ein richtig krasser Übergang. 🙂 Man kann sogar ablesen, dass ich nach Norden-Osten gefahren bin und wie ich meine Hand am Lenker halte. Die Schienbeine sind, wie auch der Oberkörper aber nach wie vor in Informatiker-Blässe.

Wäre ich Sonnenfanatiker könnte ich mich natürlich abends an den Strand legen und die Makel beheben. Aber bei den Zeiten zu denen ich immer ankomme, hätte wohl auch dies keinen Sinn.

Ein anderes Thema. Ich hab hier in Helsingborg schon zwei Menschen angesprochen, mit denen ich mich dann eine ganze Weile auf Englisch unterhalten konnte, nachdem der Teil mit der Karte abgehandelt war. Der Herr, der mich auch auf mein veraltes Material hingewiesen hat, schlug mir gleich eine andere Route vor: Ich soll doch lieber direkt diagonal an den großen Seen vorbei nach Stockholm fahren, wo der Weg bis zu Ostküste doch nur langweilige Hügel seien – die Küste wäre dann aber wieder schön.

Naja, vielleicht beim nächsten Mal, wenn ich zumindest eine Karte dabei habe, die das Gebiet mit abdeckt.

Und ich werde doch versuchen von Campingplatz zu Campingplatz zu springen, das Wildcampen probier ich bestimmt auch aus, aber die Mischung aus Schweiß, Mückengel und Sonnenmilch gleich in zwei (oder mehr) Schichten „aufzutragen“ könnte schon was eckelig werden.

Inzwischen hat es hier richtig angefangen zu schütten und es blitzt ab und zu. Da geh ich besser schlafen und hoffe auf eine trockene Briese für morgen früh.

Tag 10 – Schweden

Helsingborg – Kilometer 916. Der Tag begann mit einer nassen Überraschung von Oben. In aller Ruhe holte ich mir an der Rezeption meine Frühstücksbrötchen ab und wartete auf eine Regenpause um das Zelt abzubauen. Die kam nach einiger Zeit hielt aber nicht an, bis alles verstaut war. Entsprechend musste ich mit einem sehr feuchten Paket abfahren. Køpenhavn lies sich ganz nach Plan umfahren und die letzten Kilometer nach Helsingør folgte wieder das endlose Auf und Ab über den Asphalt. Nach einer Pizza in der Altstadt fuhr ich auf die Fähre rüber nach Helsingborg (Schweden). Mein optimistischer Plan sah vor noch fast 40 Kilometer nach Osten zu fahren. Gedanklich suchte ich mir aber – es war bereits kurz vor 6 – ein kleines Dorf mit Campingplatz einige Kilometer vorher aus. Soweit kam ich allerdings nicht, weil mir ständig Absperrungen den Weg versperrten und mein grober Plan der Gegend in der Stadt wenig half.

Ich kehrte um und suchte eine ganze Stunde einen Campingplatz, der, wie mir später erklärt wurde, schon lange nicht mehr existiert. Ganze Wohngebiete fehlten zudem auf meiner Karte, so dass ich mich erst recht nicht zurecht fand. Im südlichsten Stadtteil sollte es aber noch einen Campingplatz geben, der keinem Hotel hatte weichen müssen.

Hier liege ich nun in meinem Zelt auf einem teuren Deluxe-Campingplatz mit Pool und freue micht auf die Dusche (ohne Zeitbegrenzung 🙂 ).

Morgen versuche ich die verlorenen 40km irgendwie aufzuholen, sofern ich den richtigen Weg denn dann finde. Alle Schilder zeigen hier auf die Autobahn – ich brauch wohl doch eine genauere Karte der Gegend.

Über mir braut sich gerade etwas unschönes zusammen mit Grollen und dunklen Wolken. Die Prognose für Koge sah eigentlich ganz optimistisch aus naja, vielleicht hab ich ja Glück und es klärt sich wieder so auf wie heute.

Ohje, das wird ein ganzes Gewitter.

PS: Wie bin ich nur auf diese verrückte Idee gekommen, hier oben wäre alles flach. Die haben sogar ganze Schlösser auf die Hügel gebaut!

PPS: Roaming klappt anders als in Dänemark endlich. Mit 70c pro 100 kb. Mal schauen, ob ich mir trotzdem noch ne andere SIM-Karte hole.

Und da ist auch der Regen. 😉